Sonntag, 11. Juli 2010

Karriereaussichten

newsom


wenn man in zeiten wie diesen, interviews mit jungen
musiker/innen aus der alternativen szene, abseits des
mainstreams, liest, dann hat man das gefühl, sie leben
"von der hand in den mund". viele sind fast durchlaufend
auf tour, das "geregelte leben" besteht aus tourbus, lokalität,
auftritt, after-show-rituale, schlafen - und das ganze wieder
von vorne. ein hit, den dazugehörigen longplayer, top-50-
nachfolgesong, floppendes zweitwerk und trotzdem ein leben
lang davon zehren, dies war einmal.
mit welchem ziel vor augen hält sich ein(e) künstler/in
in der gegenwart am laufen? einfach nur musik machen,
kann man auch als straßen- oder hochzeitsmusikant/in
und dabei eventuell sogar mehr verdienen. schlicht das
eigene schaffen zu verbreiten, ist auch von zu hause via
netz möglich. einfach der kunst wegen, auch auf die gefahr
hin zu verhungern oder 45-jährig vor den trümmern des
eigenen lebens zu stehen, ist wohl die schlechteste aussicht.
simpel nur berühmt zu werden, bringt natürlich vor- sowie
nachteile, wobei letzteres eher zu verschmerzen ist, aber ist
dann noch ein besonderer unterschied zwischen, mal ange-
nommen, Joanna Newsom und Christina Aguilera - beide
sind es ja mehr oder weniger? erstere hat wohl mehr credi-
bility, zweitere mehr schlagzeilen & geld.
worauf läuft es also bei der jüngeren garde hinaus, dies ist
mir nicht immer klar, aber vielleicht ist es ihnen ja selbst
nicht ganz bewußt. sie spielen einfach auf augen zu und
durch, irgendwann muß das ende des tunnels ja kommen.
falls nicht, kann frau/mann ja zumindest immer noch
"i did it!" sagen.
das internet brachte jede menge möglichkeiten der ver-
marktung, was wiederum eine unzahl an künstler/innen
an die oberfläche spült und alle wollen an den futtertrog,
doch dieser wird deswegen nicht voller - aufgrund der wirt-
schaftskrise eher leerer. anders ausgedrückt; nur weil es
ein mehr an auswahl gibt, kann nicht im überfluß gekauft
sondern bloß strenger selektiert werden. auch wenn immer
mehr acts durch die gegend touren und gleichzeitig die alte
garde vermehrt aus den löchern kriecht, dann wird sich der
markt früher oder später wohl übersättigen.
in großbritannien war früher (oder immer noch?) der
arbeitslosenzuschuß das sprungbrett für die musiker/innen-
karriere, bald wird er wohl generell das auffangnetz sein.

Sonntag, 4. Juli 2010

Magische Momente

simon-garfunkel


wenn das schicksal seine fährten auslegt, die sonne sich mit
dem mond paart und die sterne auf brautjungfern machen,
masse sich in energie umwandelt und infolge magische
momente geschehen bei denen unvergessliches raus-
kommt - dann ist der weisung genüge getan.
okay, dies mag jetzt voll esoterisch klingen oder an eine
werbung für solch heilmineralsteine erinnern, doch so
stelle ich mir einschneidende begegnungen der musik-
geschichte vor, welche diese auch entscheidend beein-
flußten.
so wie Ray Manzarek an einem strand in kalifornien zufällig
Jim Morrison traf. letzterer trug, nach kurzer unterhaltung,
eines seiner gedichte vor und der am klassischen klavier
trainierte Manzarek hatte dazu umgehend eine melodie
im kopf. voll enthusiasmus gründete man mit den musiker-
kollegen Densmore & Krieger - The Doors. das ergebnis war
(relativ) kurz, heftig, unvergesslich.
oder Paul Simon and Arthur Garfunkel, die bereits
während der 6ten schulstufe im dortigen hof bemerkten,
daß sie stimmlich harmonisieren. bald danach nahmen
sie als Tom & Jerry die ersten, eher erfolglosen, songs auf.
als sie sich später an der uni abermals trafen, überlegten
sie die zusammenarbeit unter eigenem namen fortzusetzen.
heraus kamen dabei songs, die nur eisklumpen kaltlassen.

ebenso stellte ein gemeinsamer freund, der schottischen
sängerin Annie Lennox den englischen musiker Dave
Stewart vor. zwischen dem paar funkte es nicht nur
musikalisch. beide hatten bereits in verschiedenen
gruppen erfahrung gesammelt, sie formierten sich
unter mithilfe eines bekannten zu Catch, welche zu
The Tourists wurden und als diese formation ihre
musikalische reise beendete, gründeten Annie & Dave
das duo Eurythmics, mit dem sie die hitparaden
aufmischten.
auch der streng erzogene James Hatfield traf in der vorstadt
los angeles´ auf den gleichaltrigen, dänischen immigranten
Lars Ulrich, bei dem es zu hause eher locker zuging. man
entdeckte ein gemeinsames interesse für british metal und
gründete kurz danach mit Ron McGovney sowie Dave
Mustaine die spätere mega trash metal band Metallica.

all dies hätte nicht (unbedingt) passieren müssen. es wäre
ebenso möglich gewesen, (quasi) kommentarlos aneinander
vorbeizugehen. die erde würde sich trotzdem immer noch
drehen (ob auf 33.3 ist fraglich) und es würde weiterhin
musik geben. aber wem das resultat aus diesen magischen
momenten, sowie den globalen folgen daraus, etwas be-
deutet, die/der wäre um einen guten teil ärmer. ein stück
des gemeinsamen weges, auf beiden seiten, würde fehlen.
ich hätte nicht darauf verzichten wollen.

Sonntag, 27. Juni 2010

Verhaltensfrage

lou


darf man das werk eines/einer künstlers/in schätzen, wenn
sein/ihr privates wirken zu denken gibt? soll man einen
output als solchen beurteilen, oder ihn mit dem verhaltens-
muster des/der schöpfers/in in zusammenhang bringen?
kann bzw. muß man eine leistung getrennt vom/von
erbringer/in bewerten?
also ich denke - durchaus - und so wird es von mir auch
praktiziert! wenn ich z.b. bei musiker/innen das gesetz,
spezielle verhaltensregeln, "die 10 gebote", ethnische
grundsätze, menschlichkeit oder was immer als meßlatte
dienen könnte, anlegen würde, müßte ich wahrscheinlich
meinen halben schallplattenbesitz (eher mehr) entsorgen,
hätte bei zumindest 50% der konzerte nicht anwesend
sein dürfen und sollte vielleicht die meisten der hier ge-
nannten protagonisten/innen gar nicht erst erwähnen.

natürlich gibt es vergehen, die schwerer wiegen als
andere, doch wenn man beginnt gegenzurechnen,
kommt man wohl auf keinen grünen zweig mehr.
gegen die idolisierung öffentlicher figuren, spreche
ich mich ohnehin aus. diese stehen im rampenlicht,
weil sie gewisse talente haben beziehungsweise solche
bei ihnen mehr ausgeprägt sind als bei anderen, einfach
besser verkauft werden oder überhaupt nur als mario-
nette dienen. dies macht sie aber unabänderlich nicht
zu besseren menschen - es verleitet sie in folge eher zum
gegenteil. denn daß der erfolg die person (nur zu) leicht
verdirbt, wußte bereits großmutter.
provokativ ausgedrückt, habe ich persönlich ohnehin
mehr respekt vor (sagen wir mal) einer single-mom,
die z.b. teilzeit im supermarkt schuftet, jedoch vollzeit
über den tisch gezogen wird und trotzdem ihre kinder
durchbringt, als vor angenommen Lou Reed, Naomi
Campbell oder Charlie Sheen.

Sonntag, 20. Juni 2010

Erstversuch

suicide


was kann man sich von einem erstlingswerk erwarten?
oberflächlich betrachtet könnte man anmerken, daß aller
anfang schwer ist, noch kein(e) meister/in vom himmel
gefallen ist oder nur übung diese(n) macht. doch solche
standardsätze kennt man ohnehin von gute-laune-kalen-
dern bzw. spruch-des-tages-rubriken. aber ausgehend
davon, daß jener erstversuch von jungen künstlern
fabriziert wird und nicht von spätberufenen, sollte dies
auch so rüberkommen. sprich - rotzfrech, revolutionär,
(positiv) aggressiv, engagiert, schockierend.
natürlich gab es auch erste alben, die einem/r nicht gleich
die fresse polierten, klassiker wurden und sich für die
protagonisten/innen infolge als unerreichbar darstellten.
so u.a. Jamiroquai´s "emergency on planet earth", Tracy
Chapman´s gleichnamiger output als auch ABC´s "the
lexicon of love". die "gewalt" der ausführung ist natürlich
genrespezifisch verschieden, aber gewaltig sollte es alle-
mal sein, denn ein auf-nummer-sicher-longplayer wäre
wohl das falsche signal. jedoch gerade dies ist (zu) oft die
idealvorstellung der plattenfirma - ohne ecken & kanten,
mittendurch und nur nirgends anstoßen. man will aber
doch die menschen dahinter raushören, nicht die firmen-
philosophie.
"musiker/innen haben fast ein leben lang zeit für das erste
album, aber maximal zwei jahre für den nachfolger" ist
ein branchenüblicher standardsatz. nur diese zeitspanne
sollte nicht im studio vertrödelt werden, denn zu viel
rumdoktern, hat rein gar nichts mit juvenilem esprit
gemein. obwohl beim zweitwerk oft ein mangel an zeit
als ausrede herhalten muß. aber für den anfang - raus-
rotzen, etwas durchmischen und fertig - so stelle ich mir
den handlungsablauf vor. sollten die songs aber noch
nicht ordentlich sitzen, dann wurde das pferd falsch auf-
gezäumt. der rohschliff müßte nämlich bereits auf den
speckigen bühnenbrettern erfolgt sein. mit der dort
erlangten festigkeit nun die erste duftmarke absetzen,
als wäre es die letzte.
dafür sprechen auch die jungfernplatten von The Specials,
MC 5, The Slits oder Suicide - nur kam anschließend nicht
mehr viel hintennach. vielleicht wird doch nur was länger
währt, mehr oder weniger, wirklich gut? diese these stützen
die größen der szene, welche sich meist stück für stück nach
oben arbeiteten und ihr top-schaffen im fortgeschrittenen
abschnitt ihrer karriere ablieferten.
The Beatles machten in den frühen 60ern musik für teen-
ager, in den späten für erwachsene. The Rolling Stones
hatten erst am höhepunkt ihres drogenmißbrauchs so
richtig klasse, als sie wieder clean waren, erlosch auch
der ofen. Bob Dylan´s namensgleiches debüt, war total
konträr zum in bälde elektrisch verstärkten werdegang.
als seine jünger dann "judas" riefen, war er mein mann.
oder Joni Mitchell, die lp für lp an klasse zulegte, weil sie
sich immer mehr öffnete, ihre selbstverliebtheit aufgab
und äußere einflüße zuließ.
reife leistung sozusagen, doch heute bekommt niemand
mehr soviel zeit plus unterstützung, daß sie/er mit dem
fünften wurf schlußendlich durchstarten und infolge
einige draufkommen, der eine oder andere davor war
auch nicht so schlecht, eine versunkene perle eben.
heutzutage ist praktisch jede veröffentlichung ein rettungs-
ring gegen den untergang und sollte auch so klingen - dies
muß man als konsument erwarten dürfen. gerade in zeiten
der kurzlebigkeit sollte ein debüt eine dynamitstange sein
und keine stinkbombe.

Sonntag, 13. Juni 2010

Publikumswirksam

thunders


mich verwundert immer wieder die faszination, welche
für die allgemeinheit von (scheinbar) kaputten typen
ausgeht. vor allem wenn die kreative leistungskurve
der besagten eigentlich nach unten zeigt und nur die
skandaldichte überdurchschnittlich anschreibt.
Amy Winehouse hat seit über drei jahren nichts mehr
produktives geleistet, wird wohl kaum mehr etwas eben-
bürtiges zu "back to black" hervorzaubern können, ist aber
immer noch bestens im gespräch und braucht zwecks auf-
frischung, nur mal wieder im vollrausch mit offenem
balkon an ein paar fotografen vorbeitorkeln. um den ein-
geführten namen "kulturell" am köcheln zu halten, singt
jetzt (angeblich) auch ihr vater und wahrscheinlich
klappert großmutter im background dazu mit den zähnen.

das männliche pendant zu Amy, Pete Doherty, der zwei
wirklich gute alben mit The Libertines, ein unterschätztes
debüt (welches von seiner affäre mit Kate Moss überschattet
wurde) plus einen passablen nachfolger mit dem eigenen
projekt Babyshambles auf der positivseite vorweisen kann,
zusätzlich noch ein weinerliches soloalbum aus dem letzten
jahr, das hauptsächlich für die hardcore-fans, welche jeden
schuß, den er sich setzt, bejubeln, gedacht war, sorgt mit
jedem gerichtstermin für mehr schlagzeilen, als mit (durch-
geführten) auftritten.
oder das idol aller drogenkranken, Sid Vicious, parade-
beispiel für ein nur als imagegründen gecastetes band-
mitglied, welches ungefähr so musikalisch war, wie die
beiden von Milli Vanilli, ist heute noch legendär - für
was eigentlich?
aus der gleichen ecke, doch talentierter, Johnny Thunders,
der ebenso sex, drugs, rock & roll and alcohol als lebens-
motto vereinnahmte. das instrument des u.a. ex - New York
Dolls / Heartbreakers gitarristen, war ebenso "in tune" wie
seine leber- und blutwerte. er fiel auch mal von der bühne
oder kotzte hinter die verstärker, es ging dann aber auch
ohne unterbrechung weiter. was bei Keith Richards, der
ebenso als "wasted is the new cool" verkauft wurde, oft nur
show war, Johnny lebte es, bis in den tod und wird dafür
heute noch verehrt.
es ist eben ein phänomen der sparte musik. im filmbusiness
kann man zwar auch mit exaltiertem lebensstil anschrei-
ben, doch stimmt die leistung nicht, ist man schnell weg
vom fenster. kassengifte werden rasch entsorgt und heut-
zutage sind selbst fernsehrollen begehrt. da scheint mann/
frau dann in der presse nur mehr unter rubrik "was wurde
eigentlich aus.." auf.
gut, die chancen, daß selbst ein abgesoffener/s rockstar/let
noch irgendein label findet, welches die auswüchse ihres/
seines suffs bzw. cold turkeys veröffentlicht, stehen gut.
im notfall kann sie/er in zeiten wie diesen auch in eigen-
regie an den start gehen, wenn das management den plan
dazu hat. eine filmfirma gründet sich aber nicht so leicht
und im gegensatz zum album, kann man beim streifen
nicht alle positionen selbst besetzen.
auch in der literaturszene ist die eigenvermarktung noch
nicht ganz greifbar, doch geht die entwicklung mit virtu-
ellen werken, so weit ich es übersehe, voran. aber noch
ist es nicht möglich, sich irgendwie durchzuschummeln,
verlage halten die besten karten und können sich aus-
suchen wen sie rausbringen.
trotzdem ist ein öffentlicher skandal oft publikumswirk-
samer als eine ordentliche leistung. darüber liest oder
hört eben auch oma gerne, auch wenn sie z.b. mit der
musik, nichts am hütchen hat.
natürlich muß man generell erst mal (künstlerisch) ver-
dienstvolles bewirken, damit schlagzeilenträchtige ereig-
nisse darüberhinaus das gespräch aufrechterhalten. es ist
jedoch oft verwunderlich, wie lange scheiße manchmal
am köcheln gehalten werden kann.
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der schallplattenfreund

jede scheibe hat zwei seiten

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in jeder hinsicht, denn vinyl kann man theoretisch auch ohne strom- oder batteriebetrieb abspielen. es würde, rein mechanisch, sogar mit dem eigenen fingernagel funktionieren. probiert das mal mit einer cd, dvd oder mp3. oder eines der genannten formate rückwärts abzuspielen und dann auch noch die teuflische botschaft verstehen. viel vergnügen!

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