Ausgleichende Ungerechtigkeit

die cd sei tot, wird in letzter zeit des öfteren propagiert.
nun dies hatte man auch dem vinyl jahrzehntelang beschei-
nigt, doch erfreut es sich immer noch bester gesundheit.
ebenso lebt die cd noch und es wird sich die nächsten jahr-
zehnte nichts daran ändern. sie riecht nur von jahr zu jahr
schlechter. heutzutage wird die compact disc eben haupt-
sächlich in heimarbeit produziert. trotzdem wird immer
noch einiges via handel an frau & mann gebracht. denn
es gibt sie noch, die leidenschaftlichen cd-käufer sowie
sammler, welche das original statt einer second-best-copy,
die nur oberflächlich an die urfassung erinnert, bevorzugen.
auf das stetig wachsende vinylangebot, will ich nun gar
nicht wieder genauer eingehen, genieße es einfach. die
schwarzen (oder bunten) scheiben werden auch gerne
als souvenir oder sammlerstück gekauft, welches mit-
unter gar nicht abgespielt wird. so wie briefmarken-
freunde ihre schätze ja auch nicht irgendwo hinkleben.
wobei zur vollendung der freude, die nadel in die rille
gehört.
mp3s und deren player sind natürlich die gewinner in
allen lebenslagen. praktisch, minimales platzproblem,
einfach zu kopieren sowie weiterzugeben, jederzeit bereit
und kosten tun sie meistens nichts bzw. wenig.
darunter leiden natürlich die musikmultis, ihre ölfelder
versiegen. somit suchen sie andere einnahmsquellen, wie
z.b. das boomende geschäft mit den liveauftritten. tourneen,
wenn sie vernünftig kalkuliert sind, werfen auch während
der rezession ordentlich gewinn ab. somit beginnen die
majors konzerte zu veranstalten als auch auftrittslokali-
täten zu erwerben, zum ausgleich der bilanzen.
um einen zweig, an dem die plattenfirmen früher weniger
interesse zeigten und der für sie nur als passives mittel zur
absatzsteigerung von tonträgern interessant war,
schlängeln sie nun ihre arme.
somit müssen bisherige platzhirsche, wie veranstalter,
ausrichter sowie künstler, ein stück des kuchens abgeben -
wenn nicht mehr. wahrscheinlich drohen unetablierten
musikern in zukunft knebelverträge bezüglich ihrer live-
auftritte. wobei sie dann ein jahr pausenlos unterwegs sind,
um abschließend noch schulden bei der record company zu
haben. lokalitäten, die von auftretenden bands anteile am
merchandise erpressten, gab es ja bereits. aber auch man-
agements von musikern, die wiederum einen schnitt vom
getränkeverkauf verlangten.
das ganze verschiebt sich und doch bleibt alles beim alten,
nur sind jetzt mehr haie im wasser. den megastars droht
in diesem bereich nicht unbedingt die versklavung, obwohl
sich immer wieder welche als opfer der veranstalter sehen,
doch auch sie werden einbußen hinnehmen müssen. die
freude der musiker über den ausgleich zu sinkenden
verkäufen währte (eventuell) nur kurz, das dicke ende
kommt noch.
turntable - 12. Apr, 19:30