Sonntag, 3. Februar 2008

Volle Kraft Vinyl

heavy-trash


zugegeben, ich sehe alles betreffend vinyl durch die rosarote
brille, doch ein gesteigertes interesse von seiten der kunden
als auch der plattenfirmen ist nicht zu leugnen.
fakt ist, daß die labels den gemeinen downloader immer noch
als bedrohung sehen und leute aus den eigenen reihen, wie
z.b. Michael Stipe, die behaupten ihre musiksammlung um den
hals zu tragen, verursachen ihnen magenschmerzen. ebenso
eine tatsache ist, daß ein cd-käufer eher dem runterladen von
songs aus dem netz frönt, als ein verehrer der schwarzen
scheiben. da kann der letztere ruhig einen mp3-player sein eigen
nennen, doch der endzweck ist ein anderer. somit macht der ein-
druck sinn, daß langsam versucht wird, die vinylausgaben als
objektiv besseren kauf dastehen zu lassen.
sei es schlicht durch bonustracks, welche der cd-version vorent-
halten werden (dies war während der besten zeit ebendieser
genau umgekehrt), oder die nun häufig praktizierte beigabe von
downloadcoupons für das gesamte album, aber neuerdings auch
mit inkludierten, zusätzlichen compact discs des identen materials.

aktuelles paradebeispiel ist das Jon Spencer nebenprojekt Heavy
Trash, welches als limitierte deluxe version in doppel 180g vinyl
im klappcover, bonus songs, cd und download-code für alle lieder
plus labelsampler daherkommt. das ganze um ca. 18.-- euro - so
buchstabiert man v a l u e f o r m o n e y. da ist doch jeder der
geleimte, der den herkömmlichen silberling kauft.
doch keine sonne ohne schatten. einerseits werden unverständ-
licherweise für manche newcomer unangebrachte summen ver-
langt. so kosten die aktuellen longplayer von Singapore Sling, Holy
Fuck oder The Pyramids ungefähr 20.-- euro. da muß mir dann
einer der klugen köpfe aus der marketingabteilung erklären, wie
diese eher unbekannten acts hiermit eine größere käuferschicht
ansprechen beziehungsweise einen versuch wert sein sollen?
andererseits kommen schallplatten auf den markt, die einem ein
loch in die börse fräsen. so die letzten veröffentlichungen von
Björk (über 30.--), Interpol (unter 30.--), Serj Tankian (über 35.--),
oder der abräumer, die erstmalige veröffentlichung der Cat Stevens
filmmusik zu "harold and maude" (satte 50.--).
keiner der neuen, jungen analogkäufer, die dieses hauptsächlich
im sinne der coolness tun, aber auch weil sie eine alternative zu
den körperlosen mp3-files wollen, greift so tief in die tasche.

doch es geht auch (jazz ist) anders. Die Ärzte bieten von ihrem
aktuellen lonplayer nach einer special edition nun auch eine bil-
ligere ausgabe an. die firma Sony BMG hat bereits letztes jahr
eine wiederveröffentlichungskampagne mit perlen wie "blood on
the tracks" von Bob Dylan, "combat rock" von The Clash, "horses"
von Patti Smith oder "at folsom prison" von Johnny Cash auf 180g
schweren scheiben zum diskontpreis gestartet. auch andere firmen
entstauben ihre archive, wenn auch oft zu weniger christlichen
preisen.
alles schön und gut, aber wenn man bei manchen preßungen nicht
schnell genug ist, schaut man durch die finger oder muß warten,
bis die maschinen nach längerem abstand ein weiteres mal gestar-
tet werden.
die zukunft der analogen tonträgerkultur ist also (vorerst) nicht
nur gesichert, sondern auch vielversprechend.

Sonntag, 27. Januar 2008

Gönnertum

the-blow-monkeys


"EMI - unlimited supply" sangen einst die Sex Pistols.
kein wunder, schmiß ihnen doch ebendiese 40 000 gbp
für nur eine veröffentlichte single hinterher.
heute sieht die sache freilich anders aus. die EMI group,
durch fusion und übernahmen eine der vier großen, markt-
dominierenden plattenfirmen, streicht eine menge jobs und
es wird nicht nur max mustermann aus der postabteilung
erwischen, sondern auch einige musiker(innen).
früher bekam ein künstler einen 4-alben-vertrag und hatte
zeit sich zu entwickeln, doch heute muß dieser froh sein,
wenn er überhaupt die möglichkeit bekommt einen ganzen
longplayer einzuspielen. viel studiozeit ist bei den dürftigen
vorschüssen die heutzutage ausbezahlt werden, so oder
so nicht drinnen. wenn das fertige produkt ein verlust wird,
ist man schnell wieder vertragslos und sitzt auf einer summe
schulden. wer sich mit einem major ins bett legt, wacht mit dem
teufel auf.
viele (praktisch) kontraktlose musikschaffende versuchen somit
alternative wege zu gehen. die mehrfachmillionäre Radiohead
möchte ich hierfür nun nicht unbedingt als beispiel sehen. aber
die uk-progrocker Marillion, deren beste zeit schon lange ge-
schichte ist, haben bereits vor ein paar jahren mit einer fan-
unterstützung von 30 000 gbp (weil das label geschluckt wurde)
eine us-tour absolviert. auch haben sie die letzten zwei cds auf
diese art von pump produziert. "marbles" von 2004 bestellten und
bezahlten 12 500 user vorab und erhielten dafür ein 2-disc-set
mit namentlicher erwähnung im booklet.
so auch deutschlands krawallmacher no.1, die Einstürzenden
Neubauten, welche bereits zum zweiten mal mit dieser methode
erfolgreich unterwegs sind. aktuell besser denn je, da, neben dem
sogenannten auftragsalbum "alles wieder offen", im selben prozeß
sogar material für einen zukünftigen release eingespielt wurde.
bekommen die finanzierer diesen nun auch?
superzwerg Prince wiederum verkauft seine veröffentlichungen
schon länger via netz an die fangemeinde und zur abwechslung
gab es im juli 3 millionen stück seines outputs "planet earth" mit
der zeitung Mail On Sunday. diese zahlte neben den produktions-
kosten auch noch eine mill. usd an den monarchen. schon 2004 gab
es zu den 60.- usd konzertkarten seiner majestät die disc "musicology"
als beigabe. diese aktion wiederholte er zuletzt im august bei den
21 shows in der londoner 02 arena.
aktuellster fall dieser neuen variante der selbstvermarktung sind
die 80er-white-boy-souljazzer The Blow Monkeys, welche einen
onlineaufruf nach 1000 fans tätigten, die je 15 gbp zur produktion
eines longplayers überweisen sollten. nach (hoffentlich) er-
folgreicher fertigstellung erhält der förderer das produkt mit
eigenem namen am cover und ein dankschreiben.
anders würde die gruppe wohl kaum noch eine reale chance
bekommen ihre kreativität öffentlich auszuleben. der geneigte
financier erhält ein individuelles stück, das, wenn schon künst-
lerisch nicht mehr das gelbe vom ei, doch von gewissem wert ist.
in zukunft ist wohl jeder musikfreund für seinen nachschub selbst
verantwortlich.

Sonntag, 20. Januar 2008

Live Is Life

blood-red-shoes


das konzertjahr 07 war nicht unbedingt der große heuler.
den takt bestimmte die reunionwelle bzw. alte-herren-tourneen.
so war auch mein live-highlight des vergangenen jahres, ein von
den toten auferstandener - Brian Wilson.
newcomer die auf der bühne überzeugten waren die ausnahme.
The Mighty Roars, The Headlines, Trouble Over Tokyo, The Pigeon
Detectives, Dogs, Kreisky, Friska Viljör, Noisettes oder To My Boy,
um einige zu nennen. hoffnungsvolle clubauftritte von acts wie
Blanche, The Coral, Explosions In The Sky sowie ! ! !, fielen ins
wasser. gegen ende des jahres machte sich bei mir eine konzert-
müdigkeit bemerkbar. die dosis der erbrachten leistungen war zu
gering um sucht zu erzeugen. doch bin ich bereit, wenn auch nicht
allzu optimistisch, für neue darbietungen.
das erste performance-highlight hat es bereits gegeben. Blood Red
Shoes, ein mann/frau gespann im stile von The White Stripes oder
The Kills, sind definitiv ihr geld wert.
was bringt uns 2008 noch? den ersten österreichauftritt der down-
loadkaiser Radiohead (eher nicht, da touren sie früher die antarktis),
Led Zeppelin (möglich, wenn ticketpreise keine rolle spielen),
My Bloody Valentine (da müßte jemand zaubern), Steve Earle (kommt
wahrscheinlich wieder nicht), Amy Winehouse (nur über ihre leiche)
oder The Verve (dies könnte machbar sein) - mehr wünsche als gute
feen.
praktisch sicher sind American Music Club (eine weitere wieder-
vereinigung), Hayseed Dixie und das interessante Maximum Black
Festival mit bands wie Frog Eyes, Dirty Projectors, Six Organs Of
Admittance, Deerhof und den kuratoren Final Fantasy.
weitere vielversprechende ankündigungen konnte ich bis jetzt
nicht ausmachen. aber das jahr dauert ja noch ein bißchen und
somit stirbt die hoffnung zuletzt.

Sonntag, 13. Januar 2008

Ring Frei

lee-perry


auch das weihnachtsgeschäft brachte keinen prozentuellen
anstieg der albumverkäufe. einzig beim absatz der singles ist
die tendenz steigend, doch dieser posten war ohnehin kurz
vor dem aufprall.
um dem downloadtrend rechnung zu zollen, startet der internet-
händler Amazon demnächst mit dem mp3 handel. vorab konnte
er bereits verträge mit den vier großen musikgesellschaften -
Universal Music Group, EMI Group, Warner Music Group und
kurz vor dem start noch Sony BMG Group - abschließen.
interessant ist auch, daß die files ohne d.r.m. (digital rights
management software), also ohne kopierschutz verkauft werden.
somit ist Amazon das einzige portal, welches alle songs der markt-
beherrscher "ungeschützt" anbietet. iTunes, im vergleich, hat diese
vereinbarung nur mit der EMI Group.
insider vermuten, daß die majors einen zweiten "big player" zwecks
ausgleich aufbauen wollen. andererseits wird von den konsumenten
angenommen, sie suchen sich den billigsten download mit dem be-
sten service und transferieren ihn dann (hauptsächlich) auf einen
i-pod. dieser meinung ist natürlich auch Apple-gründer Steven P.
Jobs, der jede musikdatei von jedem online-music-store mit seiner
software willkommen heißen will. doch um auch beim filesverkauf
weiterhin die nase vorne zu haben, hat iTunes bereits europaweit
seine preise vereinheitlicht.
andererseits ist illegales runterladen einfach nicht totzukriegen und
somit fehlt ein gutes stück vom kuchen, obwohl der legale markt
weiterhin boomt. der (sicher fortschreitende) wegfall des kopier-
schutzes wird die entwicklung nach beide seiten hin noch ver-
stärken, aber mit dem einstieg von Amazon wird das fell neu
verteilt. wobei der eine oder andere kleinere anbieter wahr-
scheinlich auf der strecke bleiben wird.
womit wir wieder bei den albumverkäufen wären, die weiter-
hin nur in eine richtung gehen können. die offlinehändler werden
in zukunft noch mehr zu kämpfen haben.

Sonntag, 6. Januar 2008

Das Beste Aus 07

auch dieses jahr gab es wieder viele gute alben und eine menge von
interessanten filmen. beim besten willen schaffte ich es nicht alles
wertvolle anzuhören bzw. anzusehen - mea culpa.
hier ist meine auswahl an außergewöhnlichen leistungen des jahres;


icky-thump
album des jahres: icky thump - The White Stripes
bei der bereits 6ten veröffentlichung bin ich generell
zuerst mal skeptisch und gehe zwei schritte zurück
um die hardcore-fans vorbeizulassen. doch die
"geschwister" White liefen wieder zur vollen form
auf. blues- und bluegrass-einflüsse, erdige gitarren-
arbeit, trockenes schlagzeugspiel und hin und wieder
ein gastinstrument benützt ergibt gewohnte klasse.


no-pussy-blues
single des jahres: no pussy blues - Grinderman
der Bad Seeds/Birthday Party verschnitt brüllt seinen
notstand der geneigten hörgemeinde entgegen. untermalt
von kreischenden, sägenden, unter feedback aufjaulenden
gitarren, repressiven drums und frustriertem baß.


beasts-of-bourbon
comeback des jahres: The Beasts Of Bourbon - little animals
nach neun jahren wieder ein studioalbum der aussie-rocker.
es gleicht einem abgestandenem drink in dem eine tote
fliege treibt. kein schirmchen, keine früchte, kein eis und
keine serviette. nur purer alkohol und fliegenpisse, kein klimbim.


pistols
wiederveröffentlichung des jahres:
never mind the bollocks here´s The Sex Pistols
der re-release des (für mich) besten album aller zeiten.
wenn jemand wissen will, was denn punk für ein ding
sei, einfach diese scheibe auf den tchibo-plattenspieler,
ein kübel bier und pogotanzen bis die nachbarn klopfen.


the-mighty-roars
newcomer des jahres: The Mighty Roars
das englische trio spielt auf dem debüt "swine and cockerel"
ihr garagerock/punkgemisch kompromißlos herunter. live
(noch) in den kleinen clubs, springen sie einem mit der
vollen ladung direkt ins gesicht. arbeiten derzeit in den
staaten am nachfolger.

brian-wilson
konzert des jahres: Brian Wilson - staatsoper wien
er war bereits jenseits von gut und böse. doch nach der
lossagung von seinem dominanten psychiater schaffte
er wieder die kehrtwende. live ein absolutes ereignis,
besser als jede Beach Boys show der letzten -zig jahre.
was nicht zuletzt an einer band lag, die wie aus einem
guß spielte. eine 90-minütige fahrt in einem offenem t-bird
auf einem kalifornischen freeway.



amy-winehouse
solokünstlerin des jahres: Amy Winehouse
okay, "back to black" ihr zweites album, kam (als cd)
bereits ende 06 auf den markt. doch 2007 war das
bisher erfolgreichste jahr für die überdrehte sängerin
mit dem soul in der stimme. qualität gepaart mit öffentlich
gelebten exzessen ergibt 1.8 mill alben alleine im u.k..
wird interessant zu beobachten wer zuerst untergeht,
Amy´s stern oder ihr organismus.


trouble-over-tokyo
solokünstler des jahres: Trouble Over Tokyo
Christopher M. Taylor, der engländer hinter dem ein-mann-
projekt veröffentlicht nun bei einem österreichischen label,
weil er ebendort seine vorstellungen verwirklichen kann.
vinyl kommt darin anscheinend nicht vor. Kate Bush trifft
Radiohead treffen Rufus Wainwright. live ist er noch besser.


in-rainbows
band des jahres: Radiohead
diese jungs wissen wie man eine (premieren-) party schmeißt.
jedermann ist eingeladen, eintritt bei freier spende oder gratis.
"in rainbows" war ein album in gewohnter qualität. schade,
daß es verschenkt wurde. dafür sind jetzt die ticketpreise
für die kommende tour saftig.


apocalypto
Filmmusik des jahres: apocalypto - James Horner
das musikwunderkind mit Morricone-einfluß untermalte nicht
nur Mel Gibson´s maya-epos, sondern trieb ihn auch voran.
der score verschmilzt mit darstellern und kulisse und ist teil
des gesamterlebnisses.


the-prestige
film des jahres: the prestige
regiehexer Christopher Nolan drehte ein märchen für
erwachsene mit starbesetzung. zauberer, magier,
scharlatane und ein streben nach erfolg ohne rücksicht
auf verluste im london der jahrhundertwende.


hard-candy
dvd des jahres: hard candy
praktisch ein 2 personen stück und wäre somit auch ein
tip für modernes theater. Patrick Wilson und Ellen Page im
ungleichen zweikampf der geschlechter ums nackte über-
leben. marke blind date mit hindernissen.


babel
regisseur des jahres: Alejandro Gonzalez Inarritu
filmte mit "babel" ein ergreifendes drama um leid, schuld,
sühne und verzweiflung. er verknüpft die handlungsstränge
des episodenfilms perfekt und dirigiert das engagierte, inter-
nationale schauspieler-ensemble meisterlich.


la-vie-en-rose
schauspielerin des jahres: Marion Cotillard
sie lieferte ein leidenschaftliches schauspiel als der spatz
von paris in der Edith Piaf bio "la mome" bzw. "la vie en rose".
sie rasierte sich für die rolle nicht nur den haaransatz und die
augenbrauen, sondern warf ihr ganzes können in die waag-
schale und überstrahlte den rest der truppe.


the-last-king-of-scotland
schauspieler des jahres: Forest Whitaker
das texanische arbeitstier verkörperte im wahrsten sinne
des wortes den ugandischen diktator Idi Amin. eine kerbe
mehr auf der skala seines talentes.
logo

der schallplattenfreund

jede scheibe hat zwei seiten

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Vinyl über alles!

in jeder hinsicht, denn vinyl kann man theoretisch auch ohne strom- oder batteriebetrieb abspielen. es würde, rein mechanisch, sogar mit dem eigenen fingernagel funktionieren. probiert das mal mit einer cd, dvd oder mp3. oder eines der genannten formate rückwärts abzuspielen und dann auch noch die teuflische botschaft verstehen. viel vergnügen!

Aktuelle Beiträge

Top 5 Originellsten Filmszenen
das bedeutet schräg, jenseits der norm, aber doch mit...
turntable - 27. Aug, 00:37
Top - 5 - Songzeilen
eigentlich bin ich ja keiner, der liedertexte zerpflückt, analysiert,...
turntable - 27. Aug, 00:30
Top-5-Elvis-Filme
ELVIS und hollywood, das war eine 31-spielfilm-lange...
turntable - 26. Aug, 23:47
Top Songs Ever
die besten singles aller zeiten, welche auch die musikgeschichte zumindest. ..
turntable - 26. Aug, 23:37
Top-5-Weihnachtssongs
1) Band Aid - Do They Know It´s Christmas mit...
turntable - 26. Aug, 23:25

Status

Online seit 7404 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 27. Aug, 00:37

Copyright

all the pictures used here, are taken from various Amazon-net-branches. except a few others, which are stolen elsewhere.

Credits

Web Counter-Modul


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren