Perlentaucher Nr. 18

girl2

künstler: GIRL
album: Sheer Greed


hier, ein u.k. fünfer, bestehend aus jungen männern, alle waren so um die 20 jahre alt, welche sich schminkten, kleideten wie stricher, die haare stets frisch geföhnt hatten, der glam-ära huldigten und sich als draufgabe noch GIRL nannten. das ganze aber, als auf der insel die maskuline, homophobe new wave of british heavy metal zu rollen begann. bands wie Judas Priest, Motörhead, Saxon oder Iron Maiden gaben die richtung vor. man trug zerissene jeans-wear, lederklamotten oder sado-maso-schmuck. die haare hingen lang einfach nach unten. für zuckersüße lover-boys gab es damals nur saures. aber der reihe nach;

gitarrist Gerry Laffy, der schon in ein paar formationen reingeschnuppert hatte, traf 1978 in amsterdam auf landsmann wie sänger Philip Lewis, den er von früher kannte. während ein paar gut gerollten joints kam man zur einsicht, daß man gemeinsam etwas musikalisch unternehmen sollte. in london kam mit Phil Collen (gitarre) eine weitere (musikalisch) verwandte seele dazu. nun wollte man es wissen und gründete 1979 GIRL, basierend auf einflüsse wie Aerosmith, Rolling Stones, Queen oder New York Dolls. bezüglich optischer auftritt, wollte man wie eine mischung aus all denen rüberkommen. quasi die lippen von Jagger, das make-up der Dolls, das outfit vonTyler und das gehabe von Freddie. anfangs noch mit wechselnden drummers wie baßplayers, konnte schließlich Gerry seinen bruder Simon (baß) überzeugen, zu ihnen zu wechseln. hinters schlagzeug quetschte sich schlußendlich der ire Dave Gaynor.
eine handvoll songs hatte man bereits erarbeitet. diese setzte man in einem billigen porno-produktions-studio filmisch um und dieses ergebnis, plus ein paar promo-bildchen, versandte man an mögliche plattenfirmen. ihr damaliger manager, John Lindsay, hatte auch schon etwas an der hand, daß in seinem interesse gelegen wäre, doch die jungs wollten eine andere option ziehen und man trennte sich. die unterschrift leistete man letztlich bei Jet Records, dem jungen label von management-mogul Don Arden, vater von Sharon (Osbourne), welches aufstieg und fiel mit dem Electric Light Orchestra.
im oktober kam die jungfern-single ( "my number") auf den markt und dies zelebrierte man mit dem ersten gemeinsamen auftritt, einem sold-out showcase in The Music Machine (heute Koko) im londoner stadtteil camden. dabei ging die menge (generell zog die truppe mehr bei den mädels) ordentlich ab und auch die anwesende presse war begeistert. sie sah in alkohol-geschwängerter atmosphäre bereits the next big thing. als zusätzlicher medien-turbo diente noch eine affäre von Lewis mit dem modell wie Bond-girl Britt Ekland. gleichzeitig arbeitete man mit produzent Chris Tsangarides am debüt-album. unterbrochen wurde das frohe werken von einem support-engagement bei den englischen space-/hard-rockers UFO auf ihrer europa-tournee `79. mit ihnen verband sie infolge eine freundschaft, die kurz nach veröffentlichung ihrer (Girl´s) erstlings-lp, in die (Ufo) 1980 u.k.-tour mündete.
jedoch ging es nach dem festland-abstecher vorerst zurück ins studio. während der abwesenheit von GIRL hatte sich Nick Tauber bei der plattenfirma für den produzenten-stuhl eingeschleimt. er versprach eine u.s.-taugliche produktion und schlug vor, die brücke mit einer cover-version des Kiss-krachers "do you love me" zu schlagen. er fand gehör, bekam den auftrag den rest der aufnahmen zu betreuen, Tsangarides war raus und die heimkehrer wurden vor vollendete tatsachen gestellt. darüber ätzt so mancher davon heute noch. im jänner `80 erschien vorerst besagte Kiss-neuinterpretation als 7-inch, dicht gefolgt von der longplayer-premiere "Sheer Greed". 12 songs, die als sternstunde dieser kurzlebigen formation gelten. alles was danach kam, ist zumindest eine stufe tiefer angesiedelt.
das ganze beginnt mit "hollywood tease", der bekanntesten nummer des quintetts, die in zukunft abermals die wege einzelner mitglieder kreuzen sollte, recht vielversprechend. ein heftiger opener mit ordentlicher gitarrenarbeit, die einem auch selbst in die vollen greifen läßt. danach "the things you say", ein typischer sleaze-rock song. ideal als strip-untermalung beim grätzel-fest im roten viertel. "lovely lorriane", das erste von vier stücken, die von Nick Tauber produziert wurden und bei dem die von ihm angestrebte Kiss-affinität durchkommt. als nächstes gibt es mit "strawberries" einen bedeutungslosen filler, den man mit trockeneisnebel als auch lichtorgeln assoziert. "little miss ann" ist eine schlüpfrige anmach-nummer, bei der man sich irgendwie automatisch in den schritt greift. abschließend wird mit "doctor doctor" wieder aufs gaspedal gedrückt. eine richtige mitgehnummer. die zweite seite wird mit besagtem Kiss-cover "do you love me" eröffnet, dem hier nichts neues entlockt, wobei aber auch nichts vergeigt wird. gefolgt von "take me dancing", worin man all jene zutaten findet, die später beim hair-metal x-fach verbraten wurden. "whats up" ist ein zackiger, treibender rocker, der die gliedmaßen zum zucken bringt. "passing clouds", aus dem Tauber-quartett, erinnert etwas an Police. es folgt die debüt-single "my number" , welche anfangs lust nach mehr machte, mit dem album, auch bedingt durch das hin & her, jedoch nicht ganz eingelöst werden konnte. abgeschlosssen wird der durchlauf vom letzten Tauber-machwerk "heartbreak america". unüberhörbar für den übersee-markt zugeschliffen. kam trotzdem, gesamt gesehen, dort kaum an.
diese langspielplatte erreichte die u.k. top 40, konnte auch in deutschland anschreiben und schlug sich noch besser in fernost, wo top-plazierungen erzielt wurden. im rest der welt ging sie eher unter. man absolvierte konzertreisen im vorprogramm von ZZ Top, Ozzy Osbourne, Kiss oder Ted Nugent, doch das auftreten von GIRL kam bei den fans der headliner eher schlecht an. die anhängerschaft von Kiss ließ ihnen (angeblich) sogar die spucke um die ohren fliegen. einzig bei clubauftritten in eigener sache war die menge auf ihrer seite. dies brachte sie dazu, das konzept zu überdenken, um den anfeindungen zu entgehen. weniger bis kein make-up mehr, rockigere kleidung, straighteres auftreten. doch Jet Records wußte nicht mehr so richtig, was es mit ihnen sollte. die promotion ging gegen null, bei der produktion wurde gespart. die unterstützung durch das (band-) management war dürftig bzw. man riet ihnen einen rauswurf zu provozieren. mittlerweile hatten auch die journalisten/innen das interesse verloren, die nächsten presse-darlings waren bereits um die ecke gebogen, der wind hatte sich gedreht. zusätzlich gab schlagzeuger Dave Gaynor seine sticks ab (`81) und verdrückte sich. er wurde durch Peter Barnacle ersetzt. zu allem überdruß stand mittlerweile heroin als auch kokain am verpflegungsplan ganz oben.
trotzdem schaffte man es ein weiteres werk einzuspielen. abermals angkündigt von zwei vorab-singles erschien im jänner `82 "wasted youth" und kam im königreich gerade mal in die top 100. in japan lief es besser. bald danach verließ gitarrist Phil Collen die truppe in richtung Def Leppard, bei denen er heute noch rummacht und läutete damit das ende der GIRL-karriere ein. Pete Bonus ersetzte ihm und der fünfer machte sich zu einer letzten far east tour auf. einmal noch zu ihren größten fans. die letzten beiden live-shows der formation fanden im dezember `82 in hong kong statt. anschließend löste sich die truppe auf.
in späterer folge war sänger Philip Lewis gründungsmitglied der sleaze-rockers L.A. Guns, die auf ihrem gleichnamigen debüt das bereits angesprochene "hollywood tease" coverten. 1992 gründeten die Laffy brüder mit Peter Barnacle sowie dem gitarristen Neil Gabbitas die formation Sheer Greed, benannt nach dem album. man veröffentlichte einen studio-longplayer namens "sublime to the ridiculous", welches vom ex-kollegen Phil Collen produziert wurde und auf dem Philip Lewis einen gastauftritt hatte. auch hierauf wurde "hollywood tease" verwurstet. ansonsten paßt diese lp aber eher ins melodic rock fach. 1999 erschien posthum das dritte GIRL album "killing time", welches mit überbleibseln gestreckt wurde. darauf zu finden zwei coverversionen - "nutbush city limits" und "you really got me". es folgten auch noch zwei in concert releases in form von "live at the marquee" plus "live at the exposition hall, osaka, japan.
GIRL sind heute kaum mehr ein begriff, ihr teil des einflusses auf die spätere hair metal welle bzw. acts wie Mötley Crüe, Poison, Ratt, Cinderella oder gar Guns n´ Roses ist jedoch unbestritten.

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in jeder hinsicht, denn vinyl kann man theoretisch auch ohne strom- oder batteriebetrieb abspielen. es würde, rein mechanisch, sogar mit dem eigenen fingernagel funktionieren. probiert das mal mit einer cd, dvd oder mp3. oder eines der genannten formate rückwärts abzuspielen und dann auch noch die teuflische botschaft verstehen. viel vergnügen!

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