Sonntag, 4. Oktober 2009

Bombastisch

u22


also ich bewundere jede(n), die/der sich stundenlang für
eine konzertkarte anstellt, welche sie/er am ende möglicher-
weise ohnehin nicht bekommt. noch mehr respekt habe ich
vielleicht sogar vor jenen, die es endlos am computer ver-
suchen und einen serverabsturz nach dem anderen über
sich ergehen lassen. eventuell dann eine karte bereits
(bildlich) in den händen halten, die möglicherweise augen-
blicke später in den weiten des internets verschwindet.
erinnert mich irgendwie an diese (einstigen?) automaten
in den vergnügungshallen, bei denen man geld einwarf,
um zu versuchen mit einem kran spielzeug aus den apparat
zu ziehen und schlußendlich meist ohne trophäe dastand.
so oder ähnlich ging es dieses wochenende vielen, die sich
eine oder mehrere der ca. 70000 hochpreisigen U2 tickets
für den wienauftritt im nächsten jahr sichern wollten.
nachdem der irische vierer dem heimischen publikum
dieses jahr die kalte schulter gezeigt hatte, waren die
fans nun anscheinend doppelt motiviert.
am meisten beeindrucken mich aber solch kurzfristige
besitzer(innen) von imaginären tickets, die selbige um-
gehend auf auktionsseiten um bis zum doppelten preis
wieder verscherbeln. da bliebe wohl sogar Bono & co die
spucke weg. so viel prozentuellen gewinn machten sie
wahrscheinlich nicht mal mit ihrem letzten, lauwarmen
album, von dem die lieder im liverepertoire (angeblich)
gleich zu beginn ins publikum gefeuert werden, damit
es alle beteiligten hinter sich haben und die party endlich
beginnen kann.
da zahlt der gerupfte besucher dann im web-schleichhandel,
für einen platz der sich eventuell fast außerhalb der arena
befindet, eine summe, um die frau/mann in intimer club-
atmosphäre fast sechs gigs sehen könnte, bei denen sich die
protagonisten noch ordentlich den arsch abspielen. der/die
begeisterte zuhörer(in) kauft sich dort anschließend gerne
den longplayer legal, wogegen sich bei astronomischen
eintrittspreisen (auch ohne verkauf durch dritte) keiner
wundern braucht, wenn der output oft illegal herunter-
geladen wird. so gleicht sich eben alles irgendwie aus.

andererseits muß eine 360 grad bühne (hatten übrigens
Metallica bereits anfang der 90er), laufbahnen, brücken,
videowalls sowie sonstiger großkotziger klimbim, auch
bezahlt werden. da frägt man sich, worauf es eigentlich
ankommt?
die antwort auf den bombast mitte der siebziger war einst
die punkrevolution. was wird heute der gigantomanie ein
ende bereiten? die wirtschaftskrise schaffte es nur bedingt.
vielleicht kommt ja eine (positive) bereinigung und "three
chords and the truth" bedeuten wieder mehr als glam und
glitter.

Sonntag, 27. September 2009

Kundenfreundlich

sound-and-vision


"wir gehen einfach auf tour und spielen den leuten vor, was
sie hören wollen. ohne ihnen ein halbes dutzend songs vor-
zusetzen, welche sie nicht kennen bzw. eventuell gar nicht
hören wollen."
dies oder ähnliches bekommt man immer öfter von musi-
kern zu hören, die ihre beste zeit längst hinter sich gelassen
haben. für eine reunion oder greatest hits konzertserie aber
immer noch gut sind. der tantiemenfluß auf die konten wird
immer enger, der tonträgermarkt schrumpft weiter, somit
kann der großteil der künstler von der x-ten auflage der
alten karamellen auch nur bescheiden leben. im "besten
fall" wurden die rechte an der eigenen musik einst um ein
butterbrot an andere parteien überschrieben. das geld für
die wenigen bezahlten downloads versickert in den weiten
des internets oder auf den konten der plattenfirmen.
wer sich die damals dicke kohle in ihren/seinen besten zeiten
durch die nasenflügel gezogen hat, steht heute verhältnis-
mäßig arm da, denn der goldesel hat sich umgedreht und
grinst der alten bande ins gesicht.
ein neues album würde in summe wahrscheinlich mehr
kosten als es bringt und die kreativität ist ausgezogen -
adresse unbekannt. somit spielt man nun landauf / land-
ab die sogenannten crowdpleaser - als wenn das publikum
früher andere wünsche gehabt hätte. damals aber konnten
die protagonisten angeblich selbst den einen oder anderen
erfolgstitel (verständlicherweise) nicht mehr hören, doch
plötzlich ist der kunde könig und sie königin. wenn sich
jedoch manche die Rolling Stones zum zehnten mal live
geben und immer noch "satisfaction" hören wollen, kann
ihnen ohnehin nicht mehr geholfen werden. andererseits
zahlen sie ja den preis für die überhöhten tickets, welche
den ausfall an tonträgerverkäufen wettmachen sollen.

dies erinnert mich, daß David Bowie, als die 80er in den
letzten zügen lagen, die fans (zumindest im u.k.) über
das programm seiner "sound and vision" betitelten, best
of tour abstimmen ließ. die lieder mit den meisten votes
wollte er spielen. die englische musikpresse forderte ihre
leser auf, "the laughing gnome", einer seiner frühen songs
aus der orientierungslosen phase, zu wählen. der macht,
den diese publikationen einst und teilweise heute noch
haben entsprechend, kann ich mir vorstellen, daß es
dieser titel in die wertung geschafft hatte. doch David
gab ihn nicht zum besten. vielleicht aber war das ganze
tamtam nur promotion.
es hätte damals allerdings spaßhalber die single re-released
werden können. heute wäre wohl nur mit einem gratis-
download zu punkten. wogegen eine abermalige konzert-
reihe unter ähnlichen bedingungen, wohl ein gewaltiger
erfolg wäre. doch Bowie ist einer jener, die es nur bedingt
nötig haben und auch gesundheitlich nicht mehr in der
lage, sich auf solche strapazen einzulassen.
vergangene woche aber traten die jungen indierocker
Young Knives, zum 5. geburtstag ihres labels in london
auf und sammelten vorab per website vorschläge, für
teile der programmgestaltung. auch schnüren sich
bereits wieder jede menge anderer kalíber die stiefel,
dieses system wäre sicher eine zugkräftige propaganda.

Sonntag, 20. September 2009

Seelenlos

eric-clapton


konzerteintrittskarten, wie waren die früher individuell -
bilder, zeichnungen, band oder albumcover darauf abge-
bildet. heute werden sie meist über verschiedene ausgabe-
stellen verkauft und jede davon hat ihr eigenes, praktisch
für alle veranstaltungen idente, fade aussehen. nur
künstler, datum sowie auftrittsort unterscheiden sich
voneinander. als spiele es praktisch keine rolle mehr,
wo man hingeht bzw. zu wem. doch auch originaltickets,
für die einst so mancher auf vergünstigungen verzichtete,
sind keine offenbarung mehr und schon gar kein herzeig-
bares souvenir. wenn man vor ort am eingang zahlt,
bekommt man maximal einen stempel verpaßt, der,
bei entsprechender körperhygiene, noch in der selben
nacht geschichte ist.
einst engagiertes design, nun versunken im meer der gleich-
gültigkeit. ähnlich den stark an wert eingebüßten record-
sleeves. die immer weniger werdenden tonträgerkäufer
sollen kreatives schaffen finanzieren, damit die gratis-
downloader auf ihren I-pods wissen was sache ist, doch dies
wird auf dauer nicht gut gehen. die folge ist low budget art
für gratisblitzer.
auch die der ankündigung dienenden konzertposter werden
immer trostloser. schon gegen ende der 60er wurden
plakate gefertigt, die heute noch an nostalgiker in form
von drucken verkauft werden. das aktuelle material,
welches im zeichen des rotstifts produziert wird und meist
nur die blanke information liefert, kann maximal jene
begeistern, die bereits sehnsüchtig auf die beworbenen
protagonisten gewartet haben. für neues, zusätzliches
publikum, bräuchte es doch ein mehr an beteiligung,
doch diese kostet. darum wird alles immer gleichge-
strickter, farbe weicht der bläße, individualismus beugt
sich der masse und eigenheiten verschmelzen zu gleich-
artigkeit.
ja gut, man kann all dies als nebensächlichkeiten abstem-
peln, auf den kern, die musiker(innen) und ihr werk kommt
es an und es stimmt auch irgendwie, doch das drumherum
ist die gewisse würze, welche alles zusammen zum erlebnis
macht.

Sonntag, 13. September 2009

Alte Hüte

beatles-masters


am 9. september erschienen weltweit, wie in allen
möglichen medien propagiert, die alten alben von
THE BEATLES in neuer form. "remastered - rediscovered",
wie uns das marketing wissen läßt. angeblich wurde an
die vier jahre daran herumgedoktort und laut Paul
McCartney sowie Yoko Ono, klingt das Fab Four gesamt-
werk so gut wie nie.
Ringo wurde anscheinend nicht gefragt. aber vielleicht
kommt ihm das ganze auch schon komisch vor. möchte
jetzt gar nicht zählen, wie oft material der (ehemaligen)
Pilzköpfe in diversen formaten neu aufgelegt bzw. wieder-
veröffentlicht wurde. jedesmal sei der klang besser als
alles dagewesene. nun hört man angeblich töne, die vorher
wohl nur dem tierreich vorbehalten waren.
wahrscheinlich werden hierbei die masterbänder wieder in
die einzelnen spuren aufgeteilt, bei manchen wird der regler
etwas mehr nach oben geschoben, damit dieses instrument
oder jenes geräusch mehr in den vordergrund rückt, etwa-
ige fehler ausgebügelt, alles durch einen filter gejagt, all-
fällige störgeräusche entfernt, das ganze neu abgemischt
und nach dem derzeit besten verfahren auf den träger
gebracht. eventuell findet man noch etwas, das vorher
gar nicht in der tüte war.
doch kann ich mich nicht erinnern, daß THE BEATLES,
das label EMI oder produzent George Martin bei der erst-
veröffentlichung gesagt hätten, die jeweilige lp entspräche
nicht den erwartungen bzw. den im studio eingespielten
tatsachen. auch später war dies nie ein thema. "revolver"
als auch "sgt. pepper´s lonely hearts club band" waren
bereits meilensteine, als sie noch in klassisches vinyl
gepreßt, auf (heute) antiquarischen equipment abgehört
wurden.
im laufe der jahre wurden zuerst die schwarzen scheiben
"remastered" und später "digitally remastered" aufgelegt.
frei dem motto "best possible sound quality". doch nun
heißt es plötzlich "digitally remastered for the first time
ever". gilt wahrscheinlich nur für die 1987 erstmals pro-
duzierten cds, die angeblich damals schon klar, wie nichts
zuvor klangen. auch 2006 entlockte der dazumal bereits
fast taube George Martin, in zusammenarbeit mit seinem
sohn, zum erstaunen aller betroffenen, so manchem THE
BEATLES titel neue töne. dies geschah für das "love" projekt
des Cirque Du Soleil. diesmal wurde er aber nicht in den
erneuerungsprozeß miteinbezogen.
die 2009er releases sollen eine möglichst authentische
wiedergabe der original analogaufnahmen darstellen.
also etwas mit der technologie von heute bearbeiteten,
damit es klingt wie in den guten 60ern. da beißt sich der
hund selbst in den schwanz. fakt ist, jede(r) die/der sich
eine bessere anlage oder einzelne komponenten kauft, im
falle des falles sein tonabnehmersystem upgradet, hört
die werke von John, Paul, George & Ringo oder sonstigen
künstlern, wie nie zuvor. natürlich setzt in weiterer folge
der gewöhnungseffekt ein. andererseits, wenn man diese
neuen cds in die Tchibo-kompaktanlage lädt und auf
play drückt, braucht man sich nicht zuviel erwarten,
denn der ultimative schliff der aufnahme, benötigt den
letzten schrei der wiedergabe, um bestens zur geltung zu
kommen.
frage mich nur, ob es wirklich leute gibt, welche sich jede
neuauflage kaufen, um sie anschließend gegeneinander
auszuspielen. eher werden sie zwecks komplettierung ab-
gelegt, die qualität der reproduktion spielt hierbei eine
untergeordnete rolle. letzteres gilt auch für die rund zwei-
hundert euro kosten der stereobox. die monoedition gibt
es billiger, braucht man dann auch nur einen lautsprecher.
natürlich sind die alben, für die schmale börse oder zum
probehören, auch einzeln erhältlich.
diese offensive spült allen begünstigten eine stange geld in
die laden. wenn dies dann gezählt ist, werden die nächsten
projekte in angriff genommen. die Disney Studios möchten
den `68er trickfilm "yellow submarine" neu verfilmen.
auch hierzu wird es den soundtrack (wahrscheinlich)
in einer art geben, wie wir ihn bisher noch nicht hören
durften.

Sonntag, 6. September 2009

Live Classics Vol. 4

motorhead

MOTÖRHEAD - No Sleep `til Hammersmith


zum ausklang der urlaubszeit, wenn die nachbarn teilweise
noch ausgeflogen sind, kann man wieder mal die lautspre-
cher entstauben, sie ordentlich durchblasen. hervorragend
dafür geeignet wäre dieses livealbum des englischen metal-
trios MOTÖRHEAD, das aber nicht, wie ich damals ob des
titels selbst glaubte, im londoner Hammersmith (einst noch)
Odeon aufgenommen wurde, sondern in leeds´ Queens Hall
sowie newcastle´s City Hall. der name des longplayers steht
eher für eine tour, bei der sie kein auge zugemacht haben.
denn "party" war seit jeher das motto des bandleaders
Lemmy Kilmister (gesang, baß)und dem rest der definitiven
besetzung dieser formation mit Phil "Animal" Taylor
(schlagzeug) sowie "Fast" Eddie Clarke (gitarre, gesang).
zwischen diesen dreien flogen sprichwörtlich die funken
und sie waren auch verantwortlich für studioklassiker
wie das gleichnamige debüt, "overkill", "bomber" oder
"ace of spades". letzterer war auch der grund für die tour,
die zu diesem mitschnitt führte, der wiederum auf platz
eins in den u.k. charts einstieg.
plötzlich waren drei ungewaschene, versoffene, rülpsende
als auch genüßlich furzende metalheads, die heißeste band
auf der insel und auch international war die kacke am
dampfen - dies nicht zu unrecht. das ganze beginnt mit
dem treibenden titelsong von "ace of spades" und obwohl
man zuhause im wohnzimmer sitzt, möchte man am
liebsten aufspringen, sich nach vorne an den bühnenrand
drängen und den jungs zur anerkennung die mittelfinger
entgegenstrecken.
favoriten wie "overkill", "(we are) the road crew", "bomber"
oder zum abschluß "motörhead", lassen einem den kopf
nicht ruhig halten. dies ist ein geradliniges, ungekünsteltes,
brachiales mitten-ins-gesicht-package, der einst wildesten
hunde im musikbusiness. punk im metalpelz.
ein weiteres, weniger engagiertes studioalbum namens
"iron fist" gab es noch in dieser besetzung, doch dann begann
der erfolg seinen tribut zu fordern und dieses magische drei-
eck brach, aufgrund von differenzen - ergo egos, auseinan-
der.
Lemmy, der einstige The Jimi Hendrix Experience roadie
und spätere Hawkwind bassist (er wurde von den trippen-
den space rockern ironischerweise wegen eines drogenver-
gehens gefeuert), ist die einzige konstante in der langen
geschichte von MOTÖRHEAD mit wechselnden musikern.
Clarke gab zu besonderen anlässen für ein paar songs
bühnencomebacks, wie auch Taylor, der nebenbei noch
zwischen `87 und `92 abermals ein fixes mitglied des
damaligen quartetts mit Phil Campbell und Wurzel war.
demnächst erwartet uns ein neues album des aktuellen
line-ups um Kilmister sowie eine tournee. ein richtiger
outlaw stirbt eben in seinen stiefeln und nicht im bett.
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