am 29. oktober verstarb in einem londoner krankenhaus
JO JO LAINE 54-jährig an leberkrebs.
sie war die ex-frau des ehemaligen Moody Blues und
Wings gitarristen DENNY LAINE, mit dem sie 2 heute er-
wachsene kinder hatte.
JO JO (geborene Joanne La Patrie) war früher model,
spielte kleine filmrollen, nahm vor jahrzentenen songs mit
Sting & Andy Summers, Paul & Linda McCartney und auch
ihrem gatten auf, arbeitete einst an einem album mit stones-
producer Jimmy Miller, welches nie veröffentlicht wurde und
schrieb ein buch über sich selbst.
ihren ruhm begründete LAINE während der 60er und 70er
jahre als rock groupie - und sie spielte in der oberliga. hatte ver-
hältnisse mit Jim Morrison, Jimi Hendrix, Rod Stewart und der
halben rock `n´ roll hall of fame.

diese rock-geishas waren keine kreischenden, verschwitzten
fans, die bei jedem choreographiertem griff an die hose in ohmacht
fielen, sondern ihr ziel waren intime verhältnisse mit den stars
und nicht nur der traum davon. ihre heimat war backstage.
neben der senkung des hormonspiegels waren sie auch für
inspiration und auflockerung des touralltages zuständig. sie reisten
mit den stars - oder ihnen nach, wanderten von band zu band bzw.
musiker und die besten unter ihnen gaben sich mit stagehands oder
roadies erst gar nicht ab. sie waren mit den musikern auf einer ebene.

zu dieser art von super groupies zählten auch CYNTHIA PLASTER
CASTER die penis-gips-abdrücke von den stars anfertigte, BEBE
BUELL selbsternannte "queen of rock chicks", MORGANA WELCH
trieb in den 70ern in hollywood und beverly hills ihr "unwesen",
CLEO new yorkerin die wie jane fonda aussah, oder PAMELA DES
BARRES deren 87er memoiren "i´m with the band" ein bestseller
waren. praktisch alle von ihnen haben ihre erlebnisse in worte ge-
faßt.
es war ein phänomen der 60er, 70er und teilweise auch 80er jahre.
heutzutage werden für die superrockstars, sofern nicht die familie(n)
mit an bord sind, von veranstalter oder plattenfirma mädels für den backstage-bereich organisiert. die tourneen sind generalstabsmäßig geplant, presse und promotionarbeit nebenbei. nach dem
konzert geht es meistens schon weiter zum nächsten auftritt. da
bleibt oft nur zeit für eine "schnelle nummer" mit einem lokalen fan.
von der vielbeschworenen trinität sex, drugs & rock `n´ roll blieb
maximal ds letztere übrig.

herbst, nebel, feuchtkaltes wetter das bis auf die knochen
spürbar ist. die blätter haben ihre schuldigkeit getan und
fallen verblüht zu boden. der böse frost reibt sich die hände.
die tage werden kürzer und die nächte länger und hoffnungs-
loser. depression beginnt sich wie ein virus auszubreiten, ist
durch bloßen augenkontakt übertragbar und zerfrißt unbarm-
herzig den körper. die selbstmord(versuchs)rate geht wieder
ein paar prozentpunkte nach oben. allerheiligen sagt der kalender
und die friedhöfe öffnen ihre pforten weit. ein morbides schau-
spiel mit kafkaesken figuren.
hier ist die musikalische untermalung;

A) Johnny Cash - hurt
selbst autor trent reznor ist der meinung, dies sei die ultimative
version seines songs.

B) Ludwig Hirsch - i lieg am ruckn
als ich dieses lied das erste mal im radio (spätabends) hörte,
lag ich gerade von dunkelheit umhüllt im bett.

C) Leonard Cohen - if it be your will
der meister der melancholie ist scheinbar zu allem bereit.

D) The Smiths - asleep
morrissey´s abgesang an die einsamkeit. ab morgen spielt sie
keine rolle mehr.

E) The Doors - the end
endzeitstimmung marke fiebertraum.

F) Wolfgang Ambros - heite drah i mi ham
der austropopkaiser besingt die liebste freizeitbeschäftigung
der österreicher.

G) Blind Willie Johnson - in my time of dying
led zeppelin fühlten sich von diesem song dermaßen inspiriert,
daß sie ihn als einen der ihren ausgaben.

H) Hot Chocolate - emma
errol brown´s klagelied über eine sandkastenliebe, die ihm
zwischen den fingern zerrinnt.

I) Bauhaus - bela lugosi is dead
die goth-punks singen über tod und auferstehung des stumm-
filmstars.

J) Fehlfarben - paul ist tot
die dunkle seite der neuen deutschen welle. schluß mit lustig.

nachträglich betrachtet, könnte man das inoffizielle motto der siebziger als "don´t dream it, be it" bezeichnen.
anfangs gaben androgyne typen mächtig was her für das mediale auge und waren auch bei den girls beliebt,
später war alles erlaubt/angesagt was schockierte.
während der glam-ära konnte man die jungs nicht
von den mädels unterscheiden, beim punk war es dann umgekehrt.
bisexualität war damals überhaupt der letzte schrei.
das fernsehen wiederum war fest in der hand der cops wie kojak, starsky & hutch sowie steve heller und sein partner mit der rübennase.
im kino tanzten john travolta und frank n furter, wogegen superfly, shaft und andere blaxploitation helden die black power fahne hochhielten.
unbedingt erwähnenswert sind auch noch die damaligen könige der hitparaden, das songschreiberduo chinn - chapman. es gibt wahrscheinlich keinen haushalt, der nicht eine ihrer kompositionen sein eigen nennt.
wenn man nichts von den siebzigern erlebt hat, sollte man zumindest mal reinhören;



1) SEX PISTOLS - never mind the bollocks
wenn das nicht punk pur ist - einen knüller rausrotzen und
sich dann auflösen. die ganze platte war spucke ins gesicht
des englischen establishments. purer (punk-) rock ohne haken
und ösen in einem stück durch. für mich die beste platte aller zeiten.


2) DAVID BOWIE - ziggy stardust
bowie war clever, er schlüpfte immer wieder in andere
charakteure, erfand sich neu, um die leute bei der stange
zu halten und nicht aus der mode zu kommen. ziggy stardust
war seine beste creation. mit mick ronson, seinem damaligen
"partner in crime" und den rest der spiders produzierte er die
ultimative science-rock-n-roll-fiction.



3) THE ROLLING STONES - sticky fingers
das album steht unüberhörbar unter dem einfluß der country
rock ikone gram parsons. er hing mit keith richards ab und
schaute auch des öfteren im studio vorbei. für mick jagger
war er nur ein eindringling. der zweite eckpfeiler war produzent
jimmy miller, unter dem die stones ihre besten alben einspielten.
der dritte war andy warhol, der dieses einzigartige, unverwechsel-
bare cover kreirte. pfeiler nummer vier waren die musiker selbst,
sie waren am höhepunkt ihres schaffens.



4) LED ZEPPELIN - physical graffiti
ein vierköpfiges rockmonster, das scheinbar achthändig
schlagzeug spielte und dessen gitarre vier hälse hatte
fabrizierte meist überlange songs, welche normalerweise
nicht für den radioeinsatz taugten. somit brachten sie auch
keine singles auf den markt - sahen das album als gesamt-
kunstwerk. ein fakt, der bereits bei der verpackung sichtbar
wurde. diese veröffentlichung war ihr meisterwerk und sie
stiegen damit in unerreichte höhen auf.



5) THE CLASH - london calling
alleine das cover ist rock `n´ roll. das lay-out wurde von elvis
presleys debüt geklaut und das photo machte klar hier geht es
zur sache. dieser output machte sie zu den ersten punk-rock-
superstars obwohl sie sich vom originalgedanken immer weiter
entfernten. nur drei akkorde waren es schon lange nicht mehr,
sie verarbeiteten verschiedene einflüsse wie reggae bzw. dub
und ska. auch die texte hatten mehr substanz als in diesen kreisen
üblich. zur zeit der aufnahmen war die band schwer verschuldet,
danach lebte es sich leichter.



5) RAMONES - same
die "brüder" ramone brennen auf 1-2-3-4 ein feuerwerk ab, das
einem seiltanz zwischen genialität und banalität gleichkommt.
dieses debüt war die blaupause für weitere ramones alben und
wegweiser für unzählige bands , welche den sprung aus der
garage schaffen wollten.

jede menge interessanter konzerte diesen herbst und
die attraktionen werden nahtlos in den winter übergehen.

zuletzt waren neben anderen THE ANSWER (retrorock
vom feinsten), FORWARD RUSSIA (frönen dem wieder-
belebten postpunk), THE ESSEX GREEN (neue belle &
sebastian epigonen), SNOW PATROL (konnten meine be-
scheidenen erwartungen nicht ganz erfüllen), PANIC AT THE
DISCO (emo-rocker deren fangemeinde immer größer wird)
oder die vielseits gelobten THE VEILS (wie nick cave goes retro)
zu gast.
praktisch vor der türe stehen BABY SHAMBLES (so die britische
justiz es will), BRIAN JONESTOWN MASSACRE spielen am selben
tag wie THE LEMONHEADS (rückkehr der indierocker in neuer besetzung) ARRESTED DEVELOPMENT (hip hop party pur), THE
AUTOMATIC (hypealarm), MY CHEMICAL ROMANCE (emo the
new wave) oder auch TWO GALLANTS (für alle freunde der
Pogues) plus viele mehr, die um die gunst der konzertbesucher
buhlen.
dann gibt es noch die herbst/winter tourneen der großen kaliber
wie MANDO DIAO, PLACEBO und MUSE (diese bands touren an-
scheinend permanent), TOOL (mit interesanten support MASTODON),
sowie RED HOT CHILI PEPPERS (kann nicht ganz nachvollziehen,
warum die gerade jetzt so angesagt sind), welche zum wieder-,
wieder-sehen einladen.
leider nicht über unsere grenzen schaffen es SUFJAN STEVENS
(der exzentrische singer-songwriter läßt uns links liegen), WOLF-
MOTHER (die australischen rockrabauken kommen wieder nicht
nach austria), NEW ORDER (einmal österreich und nie wieder) und
KASABIAN (britpop für die dance-generation aber ohne uns).

trotzdem wird auch für die größten konzertmuffel das eine oder
andere live-erlebnis dabei sein und es gibt keine ausrede.
für die in-concert-junkies ist die überdosis garantiert.

künstler: FREUR
album: Doot Doot


das tauchen nach einer versunkenen perle aus dem ozean
der musikgeschichte bringt diesmal 80ies elektropop aus
wales an die oberfläche.

Bryan BURROWS, Karl HYDE, Rick SMITH, Alfie THOMAS und
John WARWICKER nannten sich ab 1982 FREUR und brachten
ein jahr später ihr debüt "Doot Doot" in die läden.
die gleichnamige single war ein weltweiter achtungserfolg,
doch das album konnte die erwartungen nicht erfüllen.
obwohl es klang wie die schnittstelle aus soft cell, thompson
twins und später erasure. aus den synthesizern alles heraus-
geholt wurde und chöre und mitsing-refrains den ton angaben.
dieses album hatte alles, was 80er pop ausmachte. wenn auch
das material gegen ende des tonträgers etwas dünn wurde.
songs wie eben "Doot Doot", "Riders In The Night" oder "Run-
away" würden heute noch jedes nostalgieclubbing zum kochen
bringen.

1985 brachten FREUR den nachfolger "Get Us Out Of Here" unter
die noch spärlichere käuferschicht und der titel wurde programm.
es war das ende der band.
burrows, hyde, smith und thomas gingen nach england und gründ-
eten die spätere techno-dance-band UNDERWORLD und eroberten
mit ihr in folge (hyde und smith) die tanzböden des planeten.
nach FREUR kräht kein hahn mehr.