Bereicherungen

hatte mal diese auflistung von Enttäuschungen, über aus blindem vertrauen gekaufte longplayer, respektierter künstler/innen, die sich nach genauer betrachtung bzw. anhörung als quasi schuß in den ofen erwiesen. um aber nicht immer nur schwarz zu malen, möchte ich hier nun 5 lps alphabetisch aufreihen, die grundsätzlich einen schlechten ruf haben - jedoch unverdient. sie werden von künstlern wie (stamm-) publikum eher stiefmütterlich behandelt, von kritikern teilweise abgelehnt, von labels oder management teils gemieden, von mir jedoch respektiert. okay, ist eben ansichtssache. kommt natürlich vor, daß einem/r etwas gefällt, wo andere, möglicherweise gar die mehrheit, abwinken und umgekehrt. man frägt sich dann, warum manche diesen wert nicht sehen oder, im anderen extrem, wie jemand daran überhaupt gefallen finden kann.
hier nun 5 alben, die zwar keine meisterwerke sind, doch (meiner meinung nach) unter ihren wert geführt werden;



dylan
BOB DYLAN - Dylan
die dylanologen der hardcore-front bekommen wohl bei der
bloßen erwähnung dieses longplayers, der teilweise auch
"a fool such as i" hieß, einen hitzeausschlag. befinden sich
doch ausschließlich coverversionen auf dieser lp, keine
einzige komposition des gewürdigten songwriters. für mich
aber ist das hier besser, als alle seine neuveröffentlichungen
der letzten, gut 20 jahre plus die religiöse phase. als Bob 1973
seinen langjährigen partner Columbia Records verließ und per
handschlag zu Asylum Records wechselte, waren erstere ver-
schnupft und brachten auf eigene faust diesen titel heraus.
zusammengestellt aus outtakes, welche um 1970 herum auf-
genommen, jedoch nicht verwendet wurden. keine zwei jahre
später war der meister wieder zurück im nest und die platte
mit intepretationen von "lily of the west", "mr. bojangles"
oder "big yellow taxi" wurde aus dem sortiment gestrichen.


instinct
IGGY POP - Instinct
der katalog des u.s.-punk-helden ist generell eine achterbahn-
fahrt für die gehörgänge. orientiert sich mitunter an seiner
jeweiligen verfassung. in der ersten häflte der 80er kämpfte
Iggy mit einem massivem drogenproblem, dementsprechend
unterschiedlich war der output. sein alter kumpel David Bowie,
der zum selben zeitpunkt wieder mal ein revival erlebte, eilte
zur hilfe, co-produzierte das eingängige, relativ erfolgreiche
`86er werk "blah-blah-blah" und schrieb auch bei ein paar
songs mit. aber für die folgende (diese) veröffentlichung,
drehte Pop wieder alles um, neue leute kamen zum zug.
nur ex- Sex Pistols Steve Jones, zuletzt nur im hintergrund,
blieb und übernahm die gitarre. der daraus resultierende
longplayer war, zum schrecken der plattenfirma, das totale
gegenstück zum vorgänger - härter, metallischer, treibender.
teilweise kam der alte Stooges-geist wieder auf. doch die ur-
gemeinde war noch sauer wegen "blah", den neuankömmlingen
wiederum war dieses teil zu rüde - A&M Records verzichtete
infolge auf eine vertragsverlängerung.


give-out
PRIMAL SCREAM - Give Out But Don´t Give Up
mit ihren `91er meilenstein "screamadelica" waren die
Primals zum passenden zeitpunkt, mit dem treffenden
output, am richtigen ort und die rasant angewachsene
anhängerschaft dachte, der rave würde niemals enden.
doch die damals ständig im umbau befindliche, ur-
sprünglich schottische formation, hatte bereits den
dancefloor verlassen, die drogen gewechselt und
zusätzlich eine überdosis Rolling Stones, Sly & The
Family Stone plus The Faces inhaliert. ergab in summe
diese erdige, größtenteils riffbetonte, in den (amerikanischen)
südstaaten verwurzelte `94er arbeit, welche auch noch den
einen oder anderen groove des vorgängers brachte. von
der acid-generation wurden sie dafür gesteinigt, die musik-
presse verspottete sie als Stones ripp-off und auch intern
gärte es in weiterer folge. die anschließende tour zerstörte
fast die band. empfinde diesen teil jedoch als besser, wie
alles was danach fabriziert wurde.


black-blue
THE ROLLING STONES - Black And Blue
als Mick Taylor die truppe im anschluß an "it´s only rock n´
roll", nach 5 1/2 jahren verließ, brachte er sie in turbulenzen.
teilweise während der fast viermonatigen aufnahmen zu
diesem, im april 1976 veröffentlichten album, wurden noch
auditions für einen neuen gitrarristen abgehalten. manch
einer davon ist darauf vertreten. schlußendlich einigte man
sich bekannterweise auf Ron Wood, der auch am (gatefold-)
cover abgebildet ist, obwohl er nur bei zwei stücken die saiten
bearbeitete - nebenbei singt er auch ein paarmal im hintergrund.
geblieben ist jedenfalls der "schwärzeste" Stones-longplayer
aller zeiten. funk, reggae, disco, jazz, blues - plus das übliche
geschrammel, steckt in "black and blue". genau dies brachte
viele der alten fans dazu die nase zu rümpfen. doch um dem
provokant entgegenzuwirken würde ich behaupten, daß es die
beste, nicht von Jimmy Miller produzierte platte ist.


rattle-hum
U2 - Rattle And Hum
jedes furz-album der iren wurde/wird abgefeiert, doch dieser
soundtrack zur gleichnamigen doku aus ende `88 fällt immer
durch den rost, wird gerne verteufelt, sinkt scheinbar jedes jahr
tiefer im ansehen. dabei ist jenes akustische bilderbuch zur
(praktisch) entdeckung der vereinigten staaten durch das quartett,
für meinen geschmack farbenfroher wie aussagekräftiger als die
filmversion. es wird eine reise durch amerikanisches kulturgut
in form von soul, blues, rock & roll sowie gospel geboten. hörbar
gemacht via live-material, cover-versionen, bekanntes im neuen
gewand als auch frische songs. doch nach dem davor eingespielten
megaseller "the joshua tree", waren die erwartungen dement-
sprechend hochgeschraubt, mit diesem (stil-) eintopf hatte die
angewachsene gemeinde nicht gerechnet. es gab zum teil vorwürfe
in richtung selbstdarstellung als auch größenwahn, was das gesamt-
paket betraf. dabei waren sie damit wohl, aus meiner sicht, bloß so
ehrlich/einfältig wie später nie wieder und im speziellem ist dies
hier besser, als alles nach "achtung baby".

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