Grenzüberschreitung

jeder mensch hat seine macken, sogar die stars der musikszene. doch ist das ganze bei denen noch ausgeprägter, aufgeblasener, durchgeknallter. bei dieser einleitung kommt einem/r irgendwie automatisch Axl Rose in den sinn. er ist immer für extremes verhalten gut. so ließ er letzte woche, beim vorletzten konzert der Guns n´ Roses u.k.-tour in der londoner 02 arena, die lokale security via management anweisen, daß besucher mit Slash (ehemaliger gitarrist und gründungsmitglied) t-shirts nicht erwünscht seien. diese order gab es angeblich bereits einmal 2010 in kanada, also immer wenn es ihm mal zuviel wird. laut NME mußte diesmal zumindest ein 18-jähriger sein shirt ausziehen, um zutritt zu erhalten. von der obligaten, durchschnittlich 2-stündigen verspätung des meisters und seiner gefolgschaft, welche mittlerweile methode hat, gar nicht zu reden. die gibt es noch extra. aber der Gunners sänger wie nachlaßverwalter hat seit jeher einen gestörten draht zur anhängerschaft. man geht ihm am besten aus dem weg, liefert nur die kohle ab. legendär auch, als er im juli `91, während einer show in st. louis, missouri, ins publikum hechtete um einem besucher im raufhandel die kamera zu entreißen und anschließend schimpfend abzutreten. als die band danach nicht mehr zurückkehrte, kam es zu ausschreitungen als auch verwüstungen innerhalb der lokalität.
aber daß leute aus der zahlenden, mitunter treuen gefolgschaft von ihren idolen quasi auf die hörner genommen werden, hat es ebenso in anderen fällen gegeben. so machte man sich bei der verstorbenen Amy Winehouse unbeliebt, wenn man als autogrammjäger/in eine ihrer sauftouren querte. zu handfesten argumenten griff sie u.a. auch beim Glastonbury Festival 2008, als ein typ aus dem publikum, während sie singend an der absperrung entlangtorkelte, leicht an ihren haaren zog. klar, so eine bienenstock-frisur muß schließlich auch halten und ist keine puppenbühne. da verstand sie eben keinen spaß.
weitaus ruppiger ging es normalerweise bei den konzerten der punk role-models Sex Pistols zu. für die erste und zugleich letzte u.s.-tour anfang `78, buchte manager Malcolm McLaren zwecks chaos-provokation hauptsächlich zum stil konträre veranstaltungs-räumlichkeiten. so spielte man am 8. jänner, beim stop in san antonio, texas, in einem country & western club namens Randy´s Rodeo. sänger Johnny Rotten betrat die bühne (laut meldungen) in einem shirt, auf dem zwei kopulierende wildwest-männer abgebildet waren (heute meint er sicher, man hätte ihm die idee für "brokeback mountain" gestohlen) und begrüßte die zuhörerschaft mit einem gepfefferten "cowboys are faggots". es blieb nicht die einzige beschimpfung. infolge hagelte es becher, hot dogs, popcorn, pizzaschnitten, plus alles was so greifbar war, auf die bühne. als etwas später Sid Vicious von einer bierdose am kopf getroffen wurde, wollte er dem angreifer eine mit dem baß überziehen. traf in seinem drogenrausch aber, gemäß (jedoch differierender) augenzeugenberichten, einen vertreter der plattenfirma. das gastspiel wurde kurzerhand unterbrochen um die ordnung wiederherzustellen.
wenn wir schon beim punk oder ähnlichem sind, unberechenbar ist auch Green Day sänger sowie gitarrist Billie Joe Armstrong. als er im dezember `97, während eines auftritts im The Fillmore in san francisco merkt, daß einer im publikum andere besucher/innen belästigt, fordert er den übeltäter auf die bühne zu besteigen und sich mit ihm anzulegen. als dieser nicht darauf einsteigt, springt Armstrong mit den füßen voraus in seine richtung. positiv, daß sich Billie Joe für die sicherheit in der menge einsetzt, doch für diese aktion hätte es einen waffenschein inklusive vorangegangenem psychotest gebraucht.
mitunter unkontrollierbar auch Jared Leto, schauspieler als auch frontmann der alternative-rock-formation 30 Seconds To Mars. er verpaßte im februar 2008 einen crowd-surfer, von dem er sich gestört fühlte, fanfreundlich eine mit dem mikrophon-ständer. war eben kein boygroup-showcase. ähnliches lieferte er bereits ein jahr davor in den niederlanden ab. wogegen grunge-braut Courtney Love wegen eines solchen delikts 2004 in new york vor dem richter stand und auch verurteilt wurde. da glauben anscheinend manche sie seinen gladiatoren/innen, das publikum die sklaven und die bühne wäre der zirkus im alten rom.
daß bei den hair-metallern Mötley Crüe kein nobelpreis-anwärter im vierer ist, weiß man bereits seit den frühen 80ern, doch wie tief die latte eigentlich hängt, bewies beispielweise bassist Nikki Sixx im februar 09 in san diego, kalifornien. als er während einer ansage eine plasikflasche ins publikum schmiß, warf eine frau diese, ohne ihm zu treffen, wieder retour. dies entzürnte ihm dermaßen, daß er sie aufs übelste beschimpfte, bloßstellte und nach ihr spuckte, bis sie in tränen ausbrach. hard as a rock sozusagen. nun, wenn man sich über jahrzehnte mittels alkohol sowie drogen das letzte bißchen gehirn rausgeblasen hat, reicht es wohl nicht für mehr.
in diesem fall werde ich nie vergessen, als INXS im juli `91 ein open-air in wien spielten, saß Michael Hutchence während des zugabenblocks kurzfristig auf der bühnenkante und als im hohen bogen links & rechts je ein bierbecher vorbeizog, schaute er lächelnd hinterher. zum ersten weiß ich nicht welche idioten immer etwas richtung bühne werfen müssen bzw. was sie damit bezwecken und zum zweiten dachte ich mir, daß der sänger entweder total stoned (wirkte aber nicht so) oder einfach nur voll gut drauf ist.
aber generell hat so manche berühmtheit, ausgelöst durch übermäßigem erfolg und die meist damit verbundene überschreitung geistiger grenzen, die realität längst hinter sich gelassen. ist sich möglicherweise nicht bewußt, daß er/sie daneben steht und wird vom gewinnorientiert-devoten umfeld noch im gehabe bestätigt. andernfalls gibt es ja immer noch eine horde von anwälten/innen, die eine/m rausboxt.
turntable - 10. Jun, 18:48
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