Weinpanscher

kürzlich stellten die trash-metaller Slayer in zusammenarbeit mit einem kalifornischen produzenten, den rotwein Reign In Blood (benannt nach ihren `86er klassiker) der sorte cabernet sauvignon vor. momentan nur am testmarkt schweden erhältlich, kostet das süffige teil gepflegte 119.- sek (13,50 euros) pro stück im karton. wer nun glaubt hier wird am zielpublikum vorbeigeschossen, dem/r sei gesagt, Motörhead starteten bereits 2010 mit ihren australischen shiraz und konnten in skandinavien auf anhieb 120 000 flaschen an die dort ansässigen hard-rock-bottleheads bringen. mittlerweile hat sich Lemmy´s truppe mit einem web-vertriebs-spezialisten zusammengetan, um weltweit präsent zu sein und demnächst kommt auch ein shiraz rosé. wo geschäft zu machen ist, sind natürlich Kiss nicht weit. im herbst 2011 begannen sie mit einem kalifornischen zinfandel und seit jänner 2012 läuft der offizielle Kiss Wine Club. hier kann man bei interesse umgehend einen cabernet sauvignon sowie chardonnay, zusammen für wohlfeine 60.- usd (+ steuern + versand), bekommen und jedes weitere monat zwei zusätzliche bouteillen. auf wunsch so lange, bis man sich in den Kiss sarg gesoffen hat. aber auch australiens rock veteranen AC/DC bieten interessierten headbangers seit letztem jahr flüssiges aus ihrer heimat zum verkauf an; Highway To Hell Cabernet Sauvignon, Hells Bells Sauvignon Blanc, Back In Black Shiraz als auch You Shook Me All Night Long Moscato - also näher dran am lizenzierten produkt geht wirklich nicht mehr, da bleibt kein rock & roll gaumen trocken. ebenso erhältlich, der Whitesnake Zinfandel, auf den David Coverdale nach dem motto here i cash again schon mal das glas hebt.
es häuft sich mittlerweile, daß bands für weinserien die rüben hinhalten bzw. produzenten der, je nach geschmack, edlen tropfen auf protagonisten des musikmarkts setzen, die zudem über einen ausreichend trinkfreudigen anhang verfügen. somit sind die involvierten acts meist aus dem härteren lager, weil da eben noch ordentlich gebechert wird. daher steht also vorwiegend das klientel aus dem mosh- (oder nunmehr most-) pit im fokus. während des konzerts spritzt einem/r an jener stelle noch das bier um die ohren, doch anschließend wird zu hause oder im clubheim, zwecks chill-out, gepflegt ein fläschchen dekandiert. denn rein zum vorglühen für die große (konzert-) sause, sind die edlen sorten nicht geeignet. wäre doch schade, wenn der kostbare rebensaft im gewühl wieder hochkommt. gleichfalls sind die handelspreise dem koma-saufen nicht dienlich. allerdings hat guter wein eben seinen preis und sollte daher auch passend konsumiert werden. doch bezüglich geeignetem zubehör hinkt die branche noch hinterher. da wäre zum beispiel der weg frei für die Rammstein gläserserie, den Scorpions korkenzieher, das Meshuggah weinregal oder den kleinen Ozzy Osbourne wein-brevier - in schwarzem samt gebunden und so ausgeführt, daß man auch ohne wein-abc weiß was abgeht.
obwohl, nicht immer scheinen musiker/innen bzw. deren logo nur passiv auf dem etikett auf, sondern manche arbeiten aktiv an der produktion. so ist der ohnehin umtriebige Tool, A Perfect Circle sowie Puscifer frontmann Maynard James Keenan in drei weingüter involviert, hatte seinen ersten jahrgang in 2004 am markt und brachte 2010 die dokumentation "blood into wine" in die läden. gleichfalls riesig im geschäft, Fleetwood Mac schlagzeuger Mick Fleetwood. er arbeitet mit verschiedenen winemakers aus kalifornien wie washington state zusammen und vertreibt die ware unter Mick Fleetwood Private Cellar. Olivia Newton-John war schon 1983 mitbegründerin der australischen Koala Blue Wines und ebenso in der branche sind jam-rocker Dave Matthews, singer/songwriter Boz Scaggs, Primus sängrer Les Claypool, Simply Red rotwild Mick Hucknall oder sunny-boy Cliff Richard. die super-soft-rocker Train keltern zwar nicht selbst, betreiben jedoch einen wine club mit blog, wine of the month sowie mailing list.
der fan von heute zahlt möglicherweise nicht mehr gerne für die tonträger, aber ansonsten ist er/sie scheinbar durchaus bereit in die tasche zu greifen. in zukunft bringen musiker/innen statt eines albums vielleicht eine flasche wein raus. das cover ist vorne drauf und tracklisting wie credits kleben hinten. musik saugt man sich aus dem korken oder die app dafür befindet sich im verschluß. prost!
turntable - 15. Apr, 19:19
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