Scharfmacherei

wer schon ein paarmal auf konzerten war kennt sie, diese stände innerhalb der lokalität, an denen die auftretenden künstler/innen fanartikel anbieten. dieses sortiment hat in den letzten jahren an bedeutung gewonnen, auch plattenfirmen haben sich eingeklickt, wogegen es früher rein eine sache der musiker/innen war, denn für die record companies war dieses segment uninteressant. aber heute saugen sich die konsumenten den tonträger irgendwo aus dem netz oder ziehen sich eine kopie, vom bereits selbstgebrannten album einer bekannten eines freundes. doch eventuell kauft sich jemand (oder mehrere) aus dieser kette eine eintrittskarte und erwirbt dann vor ort das zum event passende shirt bzw. sonstiges zeugs.
jedoch, sogar wenn man schon um einiges älter ist als das durchschnittliche konzertpublikum, dann waren sie trotzdem schon immer da, diese typen, die nach größeren konzerten, vor den hallen, organisiert aber einzeln, inoffizielles merchandise anbieten. sie kommen mit großen sporttaschen, vollgestopft hauptsächlich mit tees, aber auch sweater, schals, caps, posters und breiten ihr sortiment am asphalt auf, um es marktschreierisch zu offerieren. die preise dafür sind oft bis zu zwei drittel unter denen der legalen ware, indoors. aber dies wirkt sich natürlich auf die qualität aus. da kann es schon passieren, daß man ein solches tour-souvenir nach dreimal waschen nur mehr an die wand nageln kann, da es jegliche form verloren hat - sofern noch ein aufdruck vorhanden. zur ehrenrettung sei gesagt, auch bei rechtmäßig erworbenen exemplaren ist dies schon vorgekommen. dagegen sind die motive bei den produktpiraten gelegentlich besser. früher hatten diese, im soge der bands reisenden händler, mitunter auch mal das eine oder andere bootleg-tape zur auswahl und falls sie sich schon vorab im bereich der venues herumdrückten, fischten sie für spätentschossene zusätzlich noch ein ticket aus der hosentasche. mittlerweile sind die vertriebszweige aufgeteilt.
jetzt war beim NME zu lesen, daß die führende music merchandise company Bravado International Group, den im tampa, florida ansässigen Mike Smith (nicht der eishockey-spieler) diese woche verklagt hatte, weil er mit unlizensierten Red Hot Chili Peppers t-shirts handeln würde. wogegen Bravado die exklusivrechte für sämtliche fan-artikel des vierers innehat. nebenbei sei erwähnt, nicht nur diese, sondern u.a. auch Michael Jackson, Lady Gaga, Kayne West, The Killers, Lamb Of God etc. . ein überraschendes repertoire könnte man meinen, wenn man nicht wüßte, daß die firma zur Universal Music Group gehört. weiters wirft man Smith vor, er hätte seine illegale bekleidung an den stil der original-ware angepaßt und schädige damit die reputation der klagenden partei. so ziehen sie nun gegen den ungeliebten schatten-konkurrenten vor gericht. wohl auch um ein abschreckendes exempel zu statuieren. das ganze paßt auch vom datum her, denn am 29.3. starten die Chili Peppers, just im Tampa Bay Times Forum, ihre "i´m with you" nordamerika-tour. dies verspätet, denn sänger Anthony Kiedis hatte fußprobleme und somit mußte der start verschoben werden. möglicherweise überlegt sich jetzt manch eine/r mit der gefälschten kollektion vor ort aufzutauchen und überhaupt.
in früheren zeiten wurden diese angelegenheiten zum teil noch direkt gelöst. da knöpfte sich die roadcrew der betroffenen musiker/innen, lästig gewordene mitanbieter vor und nahm ihnen die ware ab. als draufgabe gab es noch eine tracht prügel. aber die big player führen heutzutage natürlich die feine klinge und fordern daher Mike Smith via anwälte zur einstellung des handels, vernichtung der lagerbestände sowie ersatzzahlung für geschäftsschädigung auf. nachdem man der tonträger-piraten-industrie (mehr oder weniger) das handwerk legen und auch professionelle filesharing-plattformen zurückdrängen konnte, sind wohl jetzt die bootleg-couture-dealers an der reihe. ein kampf bis aufs letzte hemd steht bevor.
turntable - 25. Mär, 16:50
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