Generationswechsel

die rock-giganten QUEEN arbeiteten nach dem tod von frontmann Freddie Mercury 1991, bei tributes, award oder charity shows mit unterschiedlichen sängern. 1997 stieg auch noch bassist John Deacon aus, doch gitarrist Brian May als auch schlagzeuger Roger Taylor hatten noch nicht genug, waren weiter umtriebig und gingen ende 2004 eine allianz mit ex- Free / Bad Company shouter Paul Rodgers ein. diese dauerte bis 2009, war live sehr erfolgreich und warf einen gemeinsam eingespielten longplayer namens "the cosmic rocks" ab. dieser bestätigte jedoch, daß jegliches, kreatives potential der beteiligten längst verpufft war.
nun will das verbliebene, pensionsresistente duo May & Taylor nochmals durchstarten und verstärkt sich mit dem einstigen, amerikanischen casting-show-zweiten Adam Lambert. miteinander trat man bereits letztes jahr, bei den MTV Europe Music Awards, mit einem QUEEN-medley auf. dabei hatte man als zuseher aber das gefühl, hier rockt sich einer mit den großeltern einen ab.
der im jänner `82 in indianapolis, indiana geborene Lambert ist mit seiner r&b/soft rock schiene recht erfolgreich. auch mir gefiel der song "whataya want from me" und die teenies schwärmen ohnehin für ihn. doch wenn er versucht einen auf wild zu machen, Aerosmith, Led Zeppelin, Metallica oder besagte QUEEN intoniert, kommt er für meinen geschmack etwas brustschwach daher. es fehlt das rohe, rauhe - schlicht der rock & roll in der stimme. erinnert immer irgendwie an eine dieser halb-rock musicalproduktionen und klingt nach weniger kalorien. aber möglicherweise wollen dies ja die beiden masseverwalter des ehemaligen, royalen vierers. weg von den haarigen ärschen, hin zum schicken, jungen publikum, wo nach dem auftritt möglicherweise die eltern vor der lokalität warten, damit der nachwuchs unbeschadet nach hause kommt. statt slips, bierbechern oder transparenten, fliegen dann eben teddybären auf die bühne.
die nagelprobe für dieses gespann gibt es jedenfalls am 7. juli 2012 beim Sonisphere Festival UK, welches im Knebworth Park stattfindet. dort wo man das letzte konzert mit Freddie Mercury, im august `86, als abschluß der "a kind of magic" tour gab. an jenem ort wollen QUEEN + Adam Lambert (mehr oder weniger) triumphal zurückkehren und sind zuversichtlich, daß die geneigten fans dies zu schätzen wissen. weiteres kooperatives wirken steht in den sternen, wird weder bestätigt, noch dementiert, denn es könnte durchaus sein, daß sich Lambert an vorgänger Rodgers die zähne ausbeißt. vom original line-up gar nicht zu sprechen, obwohl er mit seiner theatralisch-dramaturgischen darbietung sowie seinem androgynen auftreten eher in die angeschnittene kerbe schlägt, als der erdige, bodenständige Paul. wogegen Mercury definitiv facettenreicher wirkte, mehr ps hatte und eine rampensau sondergleichen war.
daß ein casting-show-teilnehmer den großen sprung macht und in eine funktionierende, erfolgreiche formation einsteigt, ist aber nicht neu. die aussie-rocker INXS starteten, nachdem sänger Michael Hutchence, während der "elegantly wasted" australien tour im november `97, in seinem hotelzimmer beim onanieren ausrutschte und sich strangulierte, 2005 ihr eigenes fernsehformat "rock star: INXS" um einen vokalisten zu finden. auch sie absolvierten, nach verdauter tragödie, anfangs auftritte mit verschiedenen gaststimmen, hatten mit ex- Noiseworks sänger Jon Stevens fast drei jahre lang einen stimmlichen beistand und entschieden sich, nach dessen abgang, für den tv-contest-gewinner J. D. Fortune. der (später) davon resultierende output "switch" schloß dort an, wo man mit Michael aufhörte - am absteigenden ast. ebenso wurde ausgiebig getourt, doch ab 2007 bekam die publicityträchtige zusammenarbeit einen sprung, da sich Fortune auf den ausgedehnten konzertreisen eine kokain-abhängigkeit einfing. darunter litt das arbeits-verhältnis, wurde zur on/off affäre und seit 2011 ist der irische singer/songwriter Ciaran Gribbin am mikro.
auch die brit-metaller JUDAS PRIEST passen hier rein. als deren sänger Rob Halford sie 1992 wegen interner spannungen sowie eigenen plänen verließ, verplichteten sie nach einer 4-jährigen pause Tim "Ripper" Owens, der zuvor in einer PRIEST-tribute-band namens British Steel sein unwesen trieb. das bündnis warf zwei studio-werke, betitelt "jugulator" wie "demolition", ab. bei ersterem zog die gemeinde noch halbwegs mit, bei zweiterem war die schmerzgrenze erreicht. 2003 kehrte Halford, der nun wußte wo er hingehört, zurück und man lief wieder zu erwünschter form auf. befindet sich mittlerweile aber auf abschieds-tour, die harten jahre sind endgültig vorbei.
zusammenfassend sei gesagt, der künstlerische wert hielt sich bei allen umbesetzungen in grenzen, finanziell war man jedoch erfolgreich. allerdings, wenn man das (rock-) handwerk von der pike auf lernt, sich von verpissten schuppen über kleine und größere hallen, arenen, bis zu stadien hocharbeitet, vom opener zum headliner aufsteigt, dann erwirbt man auch erfahrung, welche ein/e quereinsteiger/in nicht abbekommt. andererseits, irgendeine art von reunion geht immer noch.
turntable - 26. Feb, 16:28
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