Karriereaussichten

wenn man in zeiten wie diesen, interviews mit jungen
musiker/innen aus der alternativen szene, abseits des
mainstreams, liest, dann hat man das gefühl, sie leben
"von der hand in den mund". viele sind fast durchlaufend
auf tour, das "geregelte leben" besteht aus tourbus, lokalität,
auftritt, after-show-rituale, schlafen - und das ganze wieder
von vorne. ein hit, den dazugehörigen longplayer, top-50-
nachfolgesong, floppendes zweitwerk und trotzdem ein leben
lang davon zehren, dies war einmal.
mit welchem ziel vor augen hält sich ein(e) künstler/in
in der gegenwart am laufen? einfach nur musik machen,
kann man auch als straßen- oder hochzeitsmusikant/in
und dabei eventuell sogar mehr verdienen. schlicht das
eigene schaffen zu verbreiten, ist auch von zu hause via
netz möglich. einfach der kunst wegen, auch auf die gefahr
hin zu verhungern oder 45-jährig vor den trümmern des
eigenen lebens zu stehen, ist wohl die schlechteste aussicht.
simpel nur berühmt zu werden, bringt natürlich vor- sowie
nachteile, wobei letzteres eher zu verschmerzen ist, aber ist
dann noch ein besonderer unterschied zwischen, mal ange-
nommen, Joanna Newsom und Christina Aguilera - beide
sind es ja mehr oder weniger? erstere hat wohl mehr credi-
bility, zweitere mehr schlagzeilen & geld.
worauf läuft es also bei der jüngeren garde hinaus, dies ist
mir nicht immer klar, aber vielleicht ist es ihnen ja selbst
nicht ganz bewußt. sie spielen einfach auf augen zu und
durch, irgendwann muß das ende des tunnels ja kommen.
falls nicht, kann frau/mann ja zumindest immer noch
"i did it!" sagen.
das internet brachte jede menge möglichkeiten der ver-
marktung, was wiederum eine unzahl an künstler/innen
an die oberfläche spült und alle wollen an den futtertrog,
doch dieser wird deswegen nicht voller - aufgrund der wirt-
schaftskrise eher leerer. anders ausgedrückt; nur weil es
ein mehr an auswahl gibt, kann nicht im überfluß gekauft
sondern bloß strenger selektiert werden. auch wenn immer
mehr acts durch die gegend touren und gleichzeitig die alte
garde vermehrt aus den löchern kriecht, dann wird sich der
markt früher oder später wohl übersättigen.
in großbritannien war früher (oder immer noch?) der
arbeitslosenzuschuß das sprungbrett für die musiker/innen-
karriere, bald wird er wohl generell das auffangnetz sein.
turntable - 11. Jul, 19:06
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