Live Classics Vol. 6

DEEP PURPLE - Made In Japan
okay, dieser longplayer wirkt heute vielleicht etwas
antiquiert, so wie eine second hand platte, die im leicht
feuchtem keller gelagert wurde und wobei der karton
beim herausnehmen der scheibe, diesen klein wenig
modrigen geruch freigibt. doch in den 70ern und noch
viele jahre später, war er einer der paradebeispiele für
einen livemitschnitt.
eingespielt von der sogenannten Mk II zusammensetzung
der formation. also nicht mehr das `68er original line up,
welchem im austausch für bassist Nick Simper sowie
vokalist Rod Evans ende `69, neues blut in form von
Roger Glover als auch Ian Gillan zugefügt wurde. zu-
sammen mit dem unbequemen gitarristen Ritchie
Blackmore, organist Jon Lord plus schlagzeuggröße
Ian Paice, ergaben sie die für den großteil der fans
ultimative DEEP PURPLE besetzung. dieses "dream
team" fiel aber mit dem ersten gemeinsamen release
"concerto for group and orchestra" eher auf den bauch
und so trat virtuose Blackmore ans ruder sowie aufs
pedal. es folgten die knüller "in rock", "fireball", "machine
head" und ende `72 der zusammneschnitt aus drei kon-
zerten in osaka (15. & 16.8.) sowie tokyo (17.8.), simpel
"made in japan" betitelt. ein doppelalbum das rockge-
schichte schrieb und ein erfolg, von dem die band erst
überzeugt werden mußte, da sie live-tonträgern eher
skeptisch gegenüberstand. doch das managment als
auch die plattenfirma wollten den überhandnehmenden
raubpressungen das wasser abgraben.
nur sieben songs auf vier seiten vinyl, auf der letzten war
ausschließlich "space truckin´" in einer fast zwanzigminü-
tigen, exzessiven version drauf. man sieht, hier wurde
nicht gekleckert, sondern die einzelnen lieder noch
ordentlich zelebriert. das ganze beginnt, nach kurzem
intro, mit einem treibenden "highway star", es folgt Ian
Gillan´s großer gänsehaut-auftritt bei "child in time", wobei
er seine gesamte vokalistische bandbreite ausspielt. side
two wird mit dem jahrtausendriff von "smoke on the water"
eröffnet und mit "the mule" beendet, danach kommt ein
rockiges "strange kind of woman" sowie das bluesige "lazy",
welches zur Lord-Blackmore-show wird.
nach jeder nummer gab es vom japanischen publikum
artig applaus und ein paar anerkennende pfiffe. ansonsten
hielt es sich zurück, denn frenetischer jubel oder aufsprin-
gen und nach vorne laufen, waren in japan damals ein
verstoß gegen die gute sitte.
diese lp war nicht nur ein startschuß für zig-livealben
allen genres, sondern auch eine initialzündung für den
japanischen konzert-tonträger-markt, der heute noch
in bester blüte ist. in diversen geschäften kann man
jederzeit mitschnitte von abgehaltenen auftritten
erwerben.
DEEP PURPLE wurde mit dieser tour auch die ehre zuteil,
ins "guinness book of records" als lauteste band aufgenom-
men zu werden. eine würdigung, die infolge auch Kiss oder
Motörhead zugesprochen wurde. anfang `73 erschien das
studiowerk "who do we think we are", ein durchwachsener
output, dem man die fehlende einheit anhört. druck,
personelle konflikte plus gesundheitliche probleme
fraßen am bandgefüge. Gillan sang die gesangparts
in abwesenheit der kollegen ein. bereits im sommer
war DEEP PURPLE Mk II geschichte.
turntable - 17. Jan, 19:13
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