Alte Hüte

am 9. september erschienen weltweit, wie in allen
möglichen medien propagiert, die alten alben von
THE BEATLES in neuer form. "remastered - rediscovered",
wie uns das marketing wissen läßt. angeblich wurde an
die vier jahre daran herumgedoktort und laut Paul
McCartney sowie Yoko Ono, klingt das Fab Four gesamt-
werk so gut wie nie.
Ringo wurde anscheinend nicht gefragt. aber vielleicht
kommt ihm das ganze auch schon komisch vor. möchte
jetzt gar nicht zählen, wie oft material der (ehemaligen)
Pilzköpfe in diversen formaten neu aufgelegt bzw. wieder-
veröffentlicht wurde. jedesmal sei der klang besser als
alles dagewesene. nun hört man angeblich töne, die vorher
wohl nur dem tierreich vorbehalten waren.
wahrscheinlich werden hierbei die masterbänder wieder in
die einzelnen spuren aufgeteilt, bei manchen wird der regler
etwas mehr nach oben geschoben, damit dieses instrument
oder jenes geräusch mehr in den vordergrund rückt, etwa-
ige fehler ausgebügelt, alles durch einen filter gejagt, all-
fällige störgeräusche entfernt, das ganze neu abgemischt
und nach dem derzeit besten verfahren auf den träger
gebracht. eventuell findet man noch etwas, das vorher
gar nicht in der tüte war.
doch kann ich mich nicht erinnern, daß THE BEATLES,
das label EMI oder produzent George Martin bei der erst-
veröffentlichung gesagt hätten, die jeweilige lp entspräche
nicht den erwartungen bzw. den im studio eingespielten
tatsachen. auch später war dies nie ein thema. "revolver"
als auch "sgt. pepper´s lonely hearts club band" waren
bereits meilensteine, als sie noch in klassisches vinyl
gepreßt, auf (heute) antiquarischen equipment abgehört
wurden.
im laufe der jahre wurden zuerst die schwarzen scheiben
"remastered" und später "digitally remastered" aufgelegt.
frei dem motto "best possible sound quality". doch nun
heißt es plötzlich "digitally remastered for the first time
ever". gilt wahrscheinlich nur für die 1987 erstmals pro-
duzierten cds, die angeblich damals schon klar, wie nichts
zuvor klangen. auch 2006 entlockte der dazumal bereits
fast taube George Martin, in zusammenarbeit mit seinem
sohn, zum erstaunen aller betroffenen, so manchem THE
BEATLES titel neue töne. dies geschah für das "love" projekt
des Cirque Du Soleil. diesmal wurde er aber nicht in den
erneuerungsprozeß miteinbezogen.
die 2009er releases sollen eine möglichst authentische
wiedergabe der original analogaufnahmen darstellen.
also etwas mit der technologie von heute bearbeiteten,
damit es klingt wie in den guten 60ern. da beißt sich der
hund selbst in den schwanz. fakt ist, jede(r) die/der sich
eine bessere anlage oder einzelne komponenten kauft, im
falle des falles sein tonabnehmersystem upgradet, hört
die werke von John, Paul, George & Ringo oder sonstigen
künstlern, wie nie zuvor. natürlich setzt in weiterer folge
der gewöhnungseffekt ein. andererseits, wenn man diese
neuen cds in die Tchibo-kompaktanlage lädt und auf
play drückt, braucht man sich nicht zuviel erwarten,
denn der ultimative schliff der aufnahme, benötigt den
letzten schrei der wiedergabe, um bestens zur geltung zu
kommen.
frage mich nur, ob es wirklich leute gibt, welche sich jede
neuauflage kaufen, um sie anschließend gegeneinander
auszuspielen. eher werden sie zwecks komplettierung ab-
gelegt, die qualität der reproduktion spielt hierbei eine
untergeordnete rolle. letzteres gilt auch für die rund zwei-
hundert euro kosten der stereobox. die monoedition gibt
es billiger, braucht man dann auch nur einen lautsprecher.
natürlich sind die alben, für die schmale börse oder zum
probehören, auch einzeln erhältlich.
diese offensive spült allen begünstigten eine stange geld in
die laden. wenn dies dann gezählt ist, werden die nächsten
projekte in angriff genommen. die Disney Studios möchten
den `68er trickfilm "yellow submarine" neu verfilmen.
auch hierzu wird es den soundtrack (wahrscheinlich)
in einer art geben, wie wir ihn bisher noch nicht hören
durften.
turntable - 13. Sep, 23:36
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