Banausen

kürzlich wurde das neunte album der walisischen indie-
rocker MANIC STREET PREACHERS - "journal for plague
lovers" - veröffentlicht. nachdem in großbritannien bereits
im vorfeld einige supermarktketten (Tesco, Sainsbury´s
u.a.) das cover dafür, für ihre kunden nicht zumutbar
fanden, wurde es an die betroffenen geschäfte in einer
unbebilderten edition ausgeliefert. der stein des anstoß,
das "stare" betitelte 2005er gemälde der englischen
künstlerin Jenny Saville, welches den output ziert.
abgesehen davon, daß malerei auf tonträgerhüllen
momentan angesagt ist (siehe Coldplay, Graham Coxon,
The Cure etc.), kann man die erwähnte aufregung schwer
nachvollziehen. anscheinend haben hier leute zu entschei-
den, welche kunst nicht mal erkennen würden, wenn sie
sich draufsetzen.
probleme mit "unpassenden" record-sleeves gab es immer
wieder. von The Beatles und Rolling Stones, über Led
Zeppelin oder Jane´s Addiction, bis zu Guns `n´ Roses
sowie The Strokes. meist sind es dann u.k. oder u.s.
verbrauchermärkte, die ohnehin mit ihren tonträger-
verkäufen zu oft dumpingpreisen dem fachhandel die luft
zum atmen nehmen, die hiermit angst um das wohlbe-
finden ihrer kunden ausdrücken wollen. nebenbei aber
kein problem damit haben, waren aus bedenklicher
herkunft bzw. menschenunwürdiger produktion oder
waffen feilzubieten.
die plattenfirmen wiederum wollen auf solche umsatz-
bringer nicht verzichten, die künstler haben kaum eine
wahl. der protest der MANIC STREET PREACHERS verhallte
ungehört.
die 1988 von James Dean Bradfield (gesang/gitarre),
Nicky Wire (baß), Sean Moore (schlagzeug) als auch
Richey Edwards (gitarre) gegründete band, startete
mit ein paar singles bei kleinen labels und wurde darauf
vom big player Columbia Records unter vertrag genommen.
nun wurde die hypemaschine angeworfen, wobei die jungs
auch eine dicke lippe riskierten. Bradfield bemerkte, das
ziel der band wäre ein doppelalbum, welches welteit auf
nummer eins geht, um sich anschließend aufzulösen.
mit mächtigem trara sowie weiteren kernigen sprüchen
erschien im februar `92 das krachende debüt "generation
terrorists". es schaffte (nur) top-20 im königreich, was
zu leichter ernüchterung aller beteiligten führte.
noch im vorfeld ritzte sich freigeist Edwards, im rahmen
eines promotion-interviews für die einstige alternative-
bible Melody Maker, mit einer klinge "4 real" breitfächrig
in den oberarm. im anschluß mußte er ärztlich versorgt
werden.
jener Richey Edwards, der sein instrument ähnlich gut
beherrschte, wie der (dafür gar nicht) legendäre Sex
Pistols bassist Sid Vicous, aber die fans mit seinen (oft)
schmerzverzerrten texten begeisterte und angeblich
für das bandgefüge wichtig war, verschwand nach dem
dritten album - "the holy bible" (welches ebenso mit einem
Saville gemälde versehen war) - spurlos. er, der nach
abschluß der aufnahmen noch einen klinikaufenthalt
absolvierte, da er auf röntgenbildformat abgemagert
war, ward nie mehr gesehen. die gruppe machte fortan
als trio weiter.
seither schwebt der schatten des "verlorenen sohns" über
der band. um damit endlich abzuschließen, haben Bradfield,
Wire sowie Moore nun den aktuellen longplayer mit übrigen
texten ihres ehemaligen bandkollegen eingespielt.
das artwork spiegelt, meines erachtens, die persönlichkeit
von Richey wieder, doch dies juckt keinen der bosse in den
department stores. weiters würde es mich freuen, könnten
die MANIC STREET PREACHERS nochmals ein werk ein-
spielen, welches der kraft des verwendeten kunstwerks
entspricht.
turntable - 31. Mai, 20:25
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