24 Hour to Control


zwei filme, wo die selben protagonisten, zeitgleich am identen
ort aufeinandertreffen, aus verschiedenen blickpunkten betrachtet.
auf der einen seite Michael Winterbottom´s 24 HOUR PARTY PEOPLE,
veröffentlicht 2002. hier wird die manchester musikszene, ab mitte
der siebziger bis mitte der neunziger, in gestalt des tausendsassas
Tony Wilson (1950 - 2007) betrachtet. sein werdegang vom fernseh-
präsentator über plattenboß, manager, clubbesitzer und wieder retour.
ein wesentlicher teil des scheinwerferlichts fällt auf seine "hausband"
Joy Division (ehemals Warsaw, später New Order) und das drama
um dessen sänger Ian Curtis.
dieser wiederum ist die hauptperson in Antonio Corbijn´s CONTROL
aus 2007. hier wurde unter vorlage von Curtis witwe Deborah´s
buch "touching from a distance", der aufstieg und fall des introver-
tierten sängers mit hintergrund manchester musikszene, verfilmt.
Cobijn , der als fotograf begann, bereits musikvideos und live-dvds
ablieferte, drehte hiermit sein spielfilmdebüt. er traf beruflich bereits
im jahre `79 auf Joy Division und hatte somit den vorteil der informa-
tionen aus erster hand. zusätzlich nützte er die nunmehrigen New
Order musiker als berater.
im direkten vergleich ist die schauspielerische leistung in 24 HOUR
PARTY PEOPLE überzeugender. vor allem Steve Coogan als Tony
Wilson war oscarreif. auch die restliche crew war überdurchschnitt-
lich. beim gegenüber konnte Sam Riley als Curtis überzeugen. doch
gleicht seine darstellung des sängers einer idolisierung, wogegen
die darbietung von Sean Harris in 24h der realität näher sein dürfte.
der rest der band war bei CONTROL zwar häufig im bild, hatte aber
kaum text und kam somit eher als dumpfbacken rüber. muß wohl der
wahrheit entsprechen, da das insiderwissen hierbei eine stärke sein
sollte.
ebenso punktet das heurige werk mit einem rohen sound bezüglich
musik. dieses paßt perfekt zu der von Cobijn bevorzugten schwarz-
weiß optik. jede kameraeistellung gleicht einer photographie und so
hat man dann auch, ob der vielen angerissenen eindrücke, das ge-
fühl man blättert in einem erinnerungsalbum. der beziehung zwischen
Ian und Deborah wird vorlagenbedingt zu viel raum gewidmet. private
szenen wirken manchmal langatmig. ebenso gewinnt man den ein-
druck, daß die autorin und co-produzentin gewisse ereignisse
dargestellt haben wollte.
auch die hintergründe der handlung sind detailgenau. der regie-
debütant ist um authentizität bemüht. wogegen bei Winterbottom
auch mal der anachronismus durchschlug, doch dieses manko (?)
machte er mit humor wett und lieferte ein gagfeuerwerk.
CONTROL ist als gesamtwerk eindeutig düster und verhält sich zu
24 HOUR PARTY PEOPLE wie downers zu uppers.
choose your trip.
turntable - 5. Nov, 00:24
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