Alleingang

was treibt musiker/innen dazu, die gewohnte umgebung einer mehr oder weniger erfolgreichen formation zu verlassen, um auf sich selbst gestellt, den weiteren karriereweg zu bestreiten? das warum ist ja, grob betrachtet, relativ klar, denn die vorteile einer effektiven veränderung liegen auf der hand - mehr geld, alleiniger mittelpunkt, weniger diskussionen, mehr flexibilität sowie verwirklichung eigener vorstellungen. glaube trotzdem, die wenigsten steigen aufgrund von eigeninitiative aus. das umfeld treibt sie dazu. manager/in, plattenfirma, einflüsterer/in, lebenspartner/in und wer sonst noch schlechten einfluß ausüben kann. andererseits kann es sich aber auch zum guten wenden, alles geht auf. hierfür gibt es genug beispiele von leuten, die nie mehr zurückblicken mußten, weil sie in einer aufwärtsspirale gelandet waren. nehmen wir mal zu demonstrationszwecken die sänger/innen her, welche für gewöhnlich sowieso die meisten scheinwerfer auf sich gerichtet haben, der gruppe stimmlich den stempel aufdrücken und daher damit assoziiert werden. für sie ist ein alleingang scheinbar am einfachsten.
bewiesen hat dies neben anderen Steve Winwood, der, nachdem er 1967 die Spencer Davis Group verließ, immer erfolgreicher wurde. zunächst mit Traffic, danach die kurzlebigen Blind Faith, eine gastrolle in Ginger Baker´s Airforce, nochmals Traffic und letztlich eine beachtliche laufbahn unter eigenem namen. aber auch Diana Ross, die sich unter mithilfe von labelboß wie verehrer Berry Gordy in den mittelpunkt des trios The Supremes schieben konnte und von dort weg, ab anfang `70, ihre eigene megakarriere startete. sowie Peter Gabriel, der Genesis 1975 den rücken kehrte und bis zum 86er übererfolg "so", alles richtig machte. als auch Rod Stewart, der ja in einigen formationen aktiv war, unter anderen Steampacket, The Jeff Beck Group oder The Faces, aber ab den 70ern konzentrierte er sich voll auf seinen solo-weg und verkaufte zig-millionen tonträger.
jedoch gibt es fast für jedes positive vorbild auch ein weniger erfolgreiches. so eine gemischte sache war der ausflug in eigener sache jedenfalls für David Lee Roth, denn als Van Halen mit "1984" aus selbigem jahr ganz oben waren, stieg er bald danach aus um sich auf seine ideen zu konzentrieren. die band machte mit ersatzmann Sammy Hagar auf hohem niveau weiter und auch für Diamond Dave lief es anfangs gut, doch jeder weitere output war ein schritt runter, was wiederum für ihn zu persönlichen problemen führte. er kam dann 1996 kurzzeitig zu Van Halen zurück, doch die alten gräben brachen wieder auf und er zog erneut ab. mitte der 00er gab es abermals eine wiedervereinigung, man tourte heftig und arbeitet nun, mit vereinten kräften, an einem neuen longplayer. da paßt auch die geschichte der Pixies dazu. sie wurden von sänger, gitarrist als auch songwriter Black Francis dominiert. jedoch wurde dies sowie seine launen, für manche immer unerträglicher. ende `92 erklärte Francis das quartett (künstlerisch rechtzeitig) als aufgelöst und startete sein eigenes ding. die erste veröffentlichung davon, das schlicht "Frank Black" betitelte werk, war auch ein erfolg, doch auch hier ging es schrittweise bergab, die vorschußlorbeeren waren bald verbraucht. 2004 gab es die unvermeidbare Pixies-live-reunion. auch David Clayton-Thomas, welcher ab der zweiten lp am mikrophon von den in turbulenzen gekommenen Blood, Sweat & Tears stand, versuchte es nach drei gemeinsamen kassenschlagern auf eigene faust. doch wiederum drei verhältnismäßig erfolglose solo-arbeiten später, war er wieder zurück und auch nach dem eigentlichen ende dieser wegweisenden formation 1980, war und ist er immer wieder reunionmäßig, in variierenden besetzungen, damit unterwegs. schlußendlich widmete sich nach "the raw and the cooked", dem erfolgreichsten schaffen der Fine Young Cannibals, sänger Roland Gift vollends der schauspielerei und der dreier zerbrach. er konnte zwar einige rollen an land ziehen, doch oscarreife darbietung war keine darunter. am ende pfiff er drauf.
final betrachtet muß jede/r für sich selbst wissen, wofür er sich entscheidet. die obligaten querelen mit den kollegen/innen oder der einzelkampf ohne verbündete, umzingelt von besserwissern. aber wenn alle beim geringsten widerstand, der kleinsten meinungsverschiedenheit wie dem leisesten einsager gleich davongelaufen wären, hätten wir auf so manche essentielle gruppendynamik verzichten müssen.
turntable - 25. Sep, 16:11
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