Talentfrage

also wenn man sich so mit der musikwelt beschäftigt, dann überkommt einem manchmal der wille, selbst etwas zu kreieren oder zumindest nachzuspielen. es drängt sich der gedanke auf - ein instrument vom pfandleiher, drei akkorde, etwas rückenwind und man ist dabei. habe es nach diesem motto einst selbst versucht. zwei gitarren-griffe waren bereits ausgearbeitet, ein dritter in planung, doch irgendwie dauerte der zeitabstand zwischen den einzelnen tonabständen zu lange. bis sich die griffel fürs eröffnungsriff formiert hatten, kam quasi bereits der refrain. so hielt ich nach anderen möglichkeiten meiner kreativität freien lauf zu lassen ausschau. da fielen meine augen auf das piano meiner schwester, doch als ich mich hinsetzte, um in Jerry Lee Lewis manier die tasten zu bearbeiten, flogen mir umgehend zwei dieser schwarzen "übertasten" um die ohren. meine eltern waren natürlich not amused und schwesterchen, der mein pubertäres rock-star-gehabe ohnehin ein dorn im auge war, goß noch etwas öl nach. dies endete in einem berührungsverbot, welches ich in abwesenheit der familie natürlich ignorierte, um an meiner version des "flohwalzer" zu arbeiten.
bald darauf verschwand das instrument und ich versuchte als vokalist durchzustarten. dachte eben, es wäre die einfachste lösung, doch als ich mal für eine dieser festzeltgruppen vorsang, verpaßte ich blöderweise dauernd den einsatz, was mich wiederum derart nervös machte, daß es auch stimmlich nicht klappte. obwohl ich schlußendlich einsah, mein stimmumfang entspricht eher jenem von Jean-Michel Jarre oder Vangelis. das war es dann gewesen, obwohl man immer wieder von bands oder künstler/innen liest/hört, die es aus dem nichts zur karriere brachten.
so zum beispiel Dave Grohl, der lernte das schlagzeugspiel angeblich in seinem jugendzimmer, als er auf kissen zu seinen tonträgern trommelte. dann war er plötzlich drummer von Nirvana, dem späteren projekt Them Crooked Vultures, saß an den becken für alle möglichen leute und ist hauptberuflich gitarrist seiner stadionrocker Foo Fighters.
oder Sid Vicious, der konnte nun wirklich kein instrument bedienen, seine sangesleistung entsprach der eines ausgebeulten nachtopfs, trotzdem war/ist er aushänge-bassist der punkbewegung und hatte ein soloalbum namens "sid sings" am markt. das gegenstück hierzu wäre dann "turntable plays".
andererseits erzählen gitarrenvirtuosen wie Jeff Beck, Jimmy Page oder Jeniffer Batten, daß sie sich zu übungszwecken über jahre hinweg die finger wundspielten. gut, dies leuchtet ein, jene ambition ließ ich vermissen, wollte die schnelle kohle machen. doch gibt es auch musiker/innen, okay, einige etagen tiefer, deren ehrgeiz war ebenso nicht unbedingt zwingend. so die in den 90ern aktiven hard rocker The Wildhearts, welche prahlerisch meinten - we don´t demo, we don´t rehearse, we´re Ramones fans. desgleichen war bei der riot girrrl bewegung die musikalische fingerfertigkeit kein unbedingtes muß. wohl auch bei den deutsch-punks Die Ärzte, sie proben angeblich niemals im vorfeld einer tournee. das kommt für mich so rüber, wie wenn jemand zum fischen rausschippert, seine alte, löchrige unterhose ins wasser hängt und letztlich mit dem dicksten fisch heimkommt.
wie auch immer, die wahrheit liegt wohl in der mitte. mit angeborenem talent tut man sich eben leichter. so wie, zwecks exempel, der ehemalige Rolling Stones gitarrist Brian Jones. dem sagte man nach, er hätte sich bloß 15 minuten mit einem instrument beschäftigen müssen und konnte es spielen. gleiches gilt für Prince, der schon gerätschaft bediente, da ging er noch gar nicht zu schule. beziehungsweise Mike Oldfield, er spielte auf seinem 73er solodebüt "tubular bells" die meisten (mehr als 20) instrumente selbst ein.
da ist es für manche noch ein weiter weg, doch andere sind bereits da, weil sie durch die hintertüre reinkamen.
turntable - 7. Aug, 16:53
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