Zeitaufnahme

vom einstigen promo-plakat "Woodstock 3 days of peace & music", gibt es heute wahrscheinlich 100 oder 1000 mal mehr (nach-) drucke, als damals aufgelegt wurden. man sieht zum beispiel im fernsehen einen film, dessen thematik in den 00er jahren angesiedelt ist und im hintergrund taucht dieses poster auf. kenne zudem selbst leute, welche es an der wand befestigt haben. solche, die einst noch gar nicht auf der welt waren und jene, die zum gegebenen zeitraum in den kinderschuhen steckten. es hat nun weitaus mehr bedeutung, als zum eigentlichen zeitpunkt. steht für good feeling, positive vibes, love & peace aber auch naivität. sprich - den höhepunkt der hippie-kultur.
wogegen das ende dieses "traums" (zeitmäßig gesehen) nicht mehr weit entfernt lag. die Manson morde, das Kent State massaker oder, in musikalischer hinsicht, Altamont. dieses free-concert auf der gleichnamigen rennbahn, organisiert von The Rolling Stones, mit n.a. Jefferson Airplane oder The Flying Burrito Brothers, steht (rückblickend betrachtet) für die häßliche fratze der 60ies. weil der ordnerdienst, durchgeführt von der motorrad-bruderschaft Hells Angels, aus dem ruder lief und ein junger mann - Meredith Hunter - den gewaltsamen tod fand. genau ein leichnam zu viel, doch auf solchen veranstaltungen gab es (gegenwärtig betrachtet) schon mehr opfer zu beklagen, als dieses unglückliche eine, welches den ruf von Altamont zementiert.
so 2000 beim dänischen Roskilde Festival, als während des Pearl Jam sets 9 fans zu tode gedrückt, sowie über 40 verletzt wurden. 2008 gab es zwei tote als auch sechs verletzte beim Norway Rock Festival, wo acts wie Alice Cooper oder Motörhead aufspielten, wegen kohlenmonoxyd-vergiftung. auch beim World Music Festival Mawazine 2009 in rabat, wo dazumal u.a. Stevie Wonder, Khaled bzw. Alicia Keys auftraten, wurden über 10 personen, darunter auch kinder, totgetrampelt, nachdem es zu einer panik nach ende kam. kommende woche jährt sich auch die tragödie der Love Parade in duisburg. diese wurde von einer deutschen zeitschrift als "das Altamont der techno szene" bezeichnet.
nun, den vergleich einer deutschen veranstaltung mit dem waterloo der Rolling Stones, hatten wir aber schon mal. im bezug auf das Love + Peace Festival auf der ostsee-insel fehmarn, september `70. ein 3-tages-event, welcher später vor allem dadurch berühmtheit erlangte, weil er den letzten auftritt von Jimi Hendrix überhaupt bot. heute steht ebendort ein gedenkstein in erinnerung an ihn, aber damals wurde er mit buh-rufen sowie beschimpfungen empfangen. nebenbei gabs Canned Heat, Sly & The Family Stone, Ton Steine Scherben u.v.m. . die deutschen Hells Angels erzwangen sich im vorfeld unter gewaltanwendung den ordnerdienst und praktizierten anschließend ihre eigene interpretation davon. diese war meilenweit vom propagierten motto entfernt. zusätzlich ergaben teilweise katastrophale wetterbedingungen die passende kulisse für diebstahl, gewalt, zerstörung, verletzte, brandstiftung, waffengebrauch, raub, chaos. zurück blieb für alle beteiligten ein bitterer nachgeschmack.
selbstverständlich gibt es auch immer wieder "natürlich" verblichene einzelfälle bei solchen (musik-) großveranstaltungen, so wie letztes jahr beim Pukkelpop Festival oder heuer in Roskilde bzw. Glastonbury. dagegen gibt es keine versicherung, keine ordnerkräfte und auch keine guten vorsätze.
turntable - 10. Jul, 17:39
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