man stelle sich vor, es findet ein alternativ-rock-
festival statt, bei dem nicht die ganzen ausgelutschten
bands spielen (okay, THE WEDDING PRESENT waren
auch dabei), sondern neue, unverbrauchte acts, die
sich den arsch abspielen - und (fast) keiner geht hin.
so geschehen letztes wochenende beim 2-tägigen
GRAVITY FESTIVAL im planet music zur musikstadt
wien.
10 interessante bands, wie die schwedenbomben
SHOUT OUT LOUDS, san francisco´s country-punk-
duo TWO GALLANTS, londons 80ies new wave
revival band NEGATIVE FOR FRANCIS, oder öster-
reichs antwort auf arcade fire GO DIE BIG CITY!, und
andere mehr. macht in summe 250 karten im vorverkauf
am ersten tag und ganze 80 stück am zweiten. die frei-
kartenempfänger fetteten den besuch noch etwas auf.

mehr ist für innovation nicht drinnen und so werden auch
weiterhin die festivals von placebo, stereo mc´s, queens
of the stone age und konsorten bespielt. das GRAVITY
FESTIVAL wird wohl auf der strecke bleiben.

FAUST - mitbegründer des deutschen progressiv/ex-
perimentellen rockwunders der 70er jahre, von den
briten einst als KRAUTROCK katalogisiert, gehen neue
wege in sachen fannähe.
die gruppe, teilweise in originalbesetzung immer noch
aktiv, hat ein fabriksgelände in süddeutschland gekauft
und will sich ebendort ein neues studio bauen. da das
handwerk goldenen boden und manchmal auch goldene
preise hat, sucht man nach freiwilligen für ein "fauster-
lebnis" der besonderen art;
"the group are looking for volunteers throughout august
willing to take part in a working holiday helping to build and
decorate the studios".
schweißnah an seinen idolen und ein gemeinsames ziel vor
augen. darüberhinaus ist laut aussendung für weißbier und
brezen gesorgt.
also werkzeugkiste, schlafsack und zelt gepackt und ab ins
ferien(arbeits)lager.

nach langer zeit wieder einmal in münchen gewesen.
kurz vor der fußball-wm durfte natürlich ein besuch
der neuen ALLIANZ-ARENA nicht fehlen. imposantes
bauwerk in dem jedes spiel ein highlight sein muß
und die stadion-tour sollte man auch gemacht haben.
ebenso ist die BAVARIA FILMSTADT einen stop wert.
man kann sich dort durch DAS BOOT zwängen und am
TRAUMSCHIFF SURPRISE vorbeischauen.
"zufällig" fiel mein besuch auf den termin der SCHALL-
PLATTEN-BÖRSE münchen und so war ich natürlich vor
ort (kolpinghaus) anzutreffen.
von der größe bzw. anzahl der austeller wird sie einer
weltstadt nicht gerecht, das ganze ist eher familiär. man hat
den eindruck jeder kennt jeden und somit läuft alles auf
freundschaftlicher basis ab. doch gerade deswegen kann
man hier auch eher seltene sachen zu preisen unter großstadt-
niveau erwerben. auch sind die händler bei den preisen flexibler.
einfach eine kleine aber feine börse, welche man bei möglich-
keit besuchen sollte.

laut branchenblatt BILLBOARD haben musiker der
southern-rock-gruppe ALLMAN BROTHERS BAND
und der spaß-rocker CHEAP TRICK ihren vertriebs-
partner SONY BMG music entertainment bezüglich
download-tantiemen verklagt.
ähnliches wurde bereits vom prozessierfreudigen TOM
WAITS gegen WARNER MUSIC GROUP eingebracht.

laut klagender parteien sollte dem künstler per 99-cent-
download, 30 cent zustehen. es werden aber nur circa
4,5 cent per transaktion verrechnet. auch ringtones
stehen zur debatte.
ist der handel zwischen labels und downloadbereitsellern
eine lizenzierung oder ein verkauf? diese juristische
spitzfindigkeit wird den weiteren verlauf bestimmen und
die zukunft eines explodierenden marktes mitentscheiden.
2005 wurden 350 millionen digitale songs und 16 millionen
digitale alben verkauft - der gipfel ist noch nicht zu sehen.

die multis wollen einerseits rigorose strafen gegen piraterie,
verhalten sich aber selbst oft wie freibeuter.
wer sind die wahren opfer im digitalen zeitalter - musiker,
plattenfirmen, händler oder konsumenten?

das AERODROME rock festival in WIENER NEUSTADT
wird laut veranstalterangaben heuer aussetzen und
plant bereits für die version 07 - muß das ein kracher
werden bei dieser ausgedehnten planung.
als gründe werden die vielzahl an festivals und diverse
absagen von tourneen (welche?) angeführt. doch von
diesen problemen werden promoter auch in zukunft nicht
verschont werden. ist das der anfang vom ende für dieses
erst seit kurzem bestehende festival in wiener neustadt, wo
rockmusik immer auf kargen, unfruchtbaren boden fiel und
nie auf dauer gedeihen konnte?

generell scheitert es aber nicht am überangebot, sondern an
den dimensionen. nur wenige tourwillige acts sind megaevent-
tauglich für den österreichischen markt. auf grund von ein-
wohnerzahl und altersschichten verträgt das land nicht
mehrere zigtausend-festivals. mit ausländischem zustrom darf
man ob ausgedehntem reiseplan der meisten künstler ohnehin
nicht spekulieren. wer bei uns spielt, hat andere weiden bereits
abgegrast. da helfen auch billigere tickets für konzerttouristen
nicht. der weg zum erfolg führt über kleinere, feine festivals mit
themenschwerpunkt statt kraut-und-rüben-programm.
weniger ist mehr!