Jubiläumsrummel

50 jahre ROLLING STONES, diesem jubiläum kann man momentan nicht entkommen. dabei drängt sich die frage auf - fluch oder segen? nun, die anfänge der formation waren eine bereicherung, der mittelteil ein segen für die musikgeschichte, mittlerweile könnte man in böser absicht durchaus von einem fluch sprechen. einst die heißeste band des planeten, nunmehr die älteste. wenn sie ihre wirkungszeit halbiert hätten, wäre der kulturelle wert ihres schaffens, gesamt gesehen, denkbar höher. jedem guten album steht ein schlechtes gegenüber, weiters ein (offizieller) live-mitschnitt, eine compilation als auch ein arsch voller bootlegs. letzteres problem hat man inzwischen in (Frank) Zappa-manier via ROLLING STONES Archive teilweise selbst in die hand genommen. zusätzlich hat noch jedes mitglied über die jahre den einen oder anderen solo-longplayer auf den markt gebracht, um den eingefleischten fans mit zumeist lauwarmen darbietungen, die letzte münze aus der tasche zu ziehen. alles zu kaufen, kann nur leuten ohne geschmacksnerven empfohlen werden.
jedenfalls ist der jetzige vierer zur zeit omnipräsent, obwohl weder ein aktuelles werk in den läden ist, noch eine tournee vor der tür steht. zeitungen, magazine, bücher, tv, dvds, internet, experten, zeitzeugen, protagonisten und trittbrettfahrer (zu diensten). je nach erscheinungsdatum hängt jede/r den runden jahrestsag an einem anderen haken auf. nun, die gründung der (anfangs) ROLLIN´ STONES war eigentlich bereits im frühjahr `62. das erste (?), jetzt viel erwähnte konzert war am 12. juli 1962, im rahmen der wöchentlichen r&b session im londoner Marquee Club, im doppelpack mit Long John Baldry und seiner truppe. die besetzung damals war Mick Jagger (gesang), Keith Richards (gitarre), Elmo Lewis (Brian Jones´ deckname, damit er erdiger rüberkam, gitarre), Ian Stewart (piano), Dick Taylor (baß, später The Pretty Things) und Mick Avory (schlagzeug, später The Kinks). Keith wird wiederum zitiert, daß es (quasi) erst begonnen hätte, als sich Charlie Watts hinter die becken gequetscht hatte. wogegen es für Mick Jagger wohl erst richtig losging, als er das erste groupie abgeschleppt hatte. für den im dezember `85 verstorbenen Ian Stewart hingegen, war der karren bereits im dreck steckengeblieben, ehe er richtig anrollte. im märz `63 war er ein rad zuviel und somit nur mehr begleitmusiker. der charismatische wie leichtlebige Brian Jones war im juni `69 der nächste auf der abschußliste. für ihn kam gitarrist Mick Taylor, welcher nach 5,5 jahren der Jagger-Richards-herrschaftsachse wich. sein nachfolger Ronnie Wood kam 1975 als aushilfe und wurde im nächsten jahr aufgenommen. seither bekämpft er interne spannungen mit einer gehörigen portion alkohol. ganz genau wie, was & wann, weiß wohl der im dezember `62 ein- und anfang der 90er wieder aus-gestiegene bassist Bill Wyman. er war statistiker als auch biograph der truppe.
jedenfalls nutzten die jungs damals die gunst der stunde. die nun seit jahrzehnten als greatest rock & roll band in the world gepriesenen, sahen sich zu beginn nämlich als rhythm & blues act und dies lag im großbritannien der 60er voll im trend. pioniere dieses booms waren Chris Barber, Alexis Korner oder Cyril Davies. protagonisten à la Yardbirds, John Mayall´s Bluesbreakers sowie Animals ließen infolge die ohren von musikliebhabern/innen glühen. ihr rüstzeug holten sie sich via schallplatten von u.s.-musikern wie z.b. Jimmy Reed, Sonny Boy Williams, John Lee Hooker als auch Muddy Waters. dieses ding wurde schließlich so groß, daß man es den amerikanern, die es eigentlich erfunden hatten, wieder zurückverkaufte. die marke hierfür war british invasion. doch die ROLLING STONES benützten das ganze bloß als sprungbrett, entwuchsen bald der abflauenden (r&b) bewegung und kochten ihr eigenes süppchen. ähnliches taten u.a. The Kinks, The Who und Small Faces.
wie auch immer, die erste 7-inch der STONES erschien im juni 1963, hatte Chuck Berry´s "come on" auf der a- und Willie Dixon´s "i want to be loved" auf der b-seite. der selbstbetitelte debüt-longplayer kam im april 1964 in die läden, hieß jedoch jenseits der insel "england´s newest hitmakers". es folgte ein kreislauf aus singles, albums, tourneen, skandalen, welcher die erfolgsspirale nach oben trieb, bis der plafond erreicht war. zumindest einen studio-output soll es angeblich noch geben und als produzent wird immer wieder ex- White Stripes hälfte Jack White ins spiel gebracht. er wäre wohl das beste, was ihnen derzeit passieren könnte, sofern sie auf ihn hören würden. jedoch gelten Jagger & Richards, auch bekannt als Glimmer Twins, mittlerweile als beratungsresistent, da sie ja ohnehin wüßten, wie die ROLLING STONES (nicht) zu klingen hätten. da kann hinter den reglern platz nehmen wer will, es klingt alles wie aus einem (inzwischen verbeulten) trichter.
auch die aller-aller-aller-letzte abkassierer-tour wird unvermeidlich sein. die hardcore-gemeinde sitzt ohnehin bereits auf nadeln. eine live-aufnahme gibt es dann wohl noch als nachschlag. das Guinness Book Of Records wird wohl umgeschrieben werden müssen.
turntable - 15. Jul, 19:57