Snobismus

je weiter manche leute nach oben kommen, desto ausgeprägter werden mitunter ihre macken. da reicht es einem/r musiker/in oft nicht mehr, wenn hinter der bühne canapés & champagner gereicht werden, da muß letzteres schon ein bestimmter jahrgang vom südhang, einer gewissen kellerei sein. dazu nüsse, welche von kinderhänden geerntet wurden, kaviar direkt vom Kreml, mit butter aus milch von trächtigen kühen, auf im mondlicht gebackenen weißbrot und wasser aus dem himalajagebirge zum nachspülen. als abschluß sollten weiters zigarren bereitliegen, die von nackten kubanerinnen an ihren körpern gerollt wurden. so oder ähnlich gewünscht von menschen, welche einst in mülltonnen nach nahrung fischten, als straßenmusiker/in für jede münze dankbar waren oder arbeitslos bei den eltern abhingen und im späteren taumel des ruhms oft vergaßen, woher sie gekommen sind. in den frühzeiten des rock & roll und auch teilweise in den 60ern, da gab es getränke, eventuell ein paar häppchen sowie manchmal zigaretten. je ertragreicher das geschäft, umso größer wurden die ansprüche.
Rider, auch Hospitality Rider oder Backstage Rider nennt man in der fachsprache die von künstlerseite diktierte auflistung von lebensmitteln plus sonstigen dingen, die den aufenthalt der protagonisten im hinteren, abgegrenzten teil der veranstaltungs-lokalität so bequem wie möglich machen sollen. da steht dann nicht nur bier geschrieben, sondern ebenso wieviel, welche marke, art als auch abfüllmenge. die beschaffenheit der einrichtung plus sonstigen utensilien, menge wie größe der handtücher, bademäntel, wäsche etc. . dabei kann schon einiges zusammenkommen, was den lokalen ausrichter schwitzen läßt.
natürlich gibt es auch heute noch stars, die eher bescheidene wünsche haben. tantra-sexperte Sting soll einer davon sein. ihm genügt, überzogen ausgedrückt, grüner tee und eine matte für seine yogaübungen. mehr oder weniger pflegeleicht auch brachial-musikant Kid Rock. abgesehen von jeder menge alkohol will der alte schweißfuß bloß socken zum wechseln. electro-veggie Moby hingegen läßt gleich die ganze abgetragene unterwäsche vor ort zurück. er besteht unter anderem auf mehrere garnituren neuware, für den sicheren abgang. zum waschen ist auf tour eben wenig zeit und all die schmutzwäsche mittransportieren, vergiftet bloß das interne klima. auf der anderen seite haben junge newcomer, die mit klapprigem gefährt von einer pißbude zur nächsten tingeln, keinen anspruch auf sonderwünsche. die bekommen vom veranstalter, mit etwas pech, einen kübel eintopf nach art des hauses aufgetischt, welcher schlußendlich die wahl läßt, zwischen hungrig in die koje oder die reisezeit zum nächsten auftrittsort auf dem bus-lokus zu verbringen. möglicherweise rächt man sich dafür dann, wenn man es geschafft hat.
die standardgeschichte bezüglich abgefahrener künstlerwünsche, kommt für gewöhnlich aus dem Van Halen lager. die hatten in ihren hoch-zeiten auf der megaliste immer eine schüssel mit M&Ms, wobei keine braunen dabei sein durften. sänger David Lee Roth erklärte mal, daß dies der tester war. denn wenn diese kleinigkeit nicht klappte, fehlte es wohl auch bei den wirklichen, für die show relevanten dingen am Technical Rider. er war es auch, der im märz 1980 in der (damaligen) University Of Southern Colorado den ruhebereich kurz & klein schlug, weil er dragees unerwünschter farbe entdeckte. tja, strenge rechnung, gute freunde. auch der fürst der finsternis, kinderschreck Marilyn Manson stellt teuflische ansprüche. die ihm zugeteilten räume müssen (im sommer) zum frösteln gekühlt sein, weiters unlimitierte liter dieser braunen brause, ausreichend gummibären einer bonner firma, knabbereien und mitunter schockt er die booking agency indem er (spaßhalber) vertraglich nach einer glatzköpfigen, zahnlosen prostituierten verlangt.
aber da kann punk-uronkel Iggy Pop gleichermaßen mithalten. er verlangte 2001 bei einem schottischen festival 7 zwerge. diese sollten nach Disney´s "snow white" kostümiert sein. zur erleichterung der aufgabe konnten die darsteller auch größer als üblich sein, sie sollten bloß glaubhaft wirken. in ähnlicher manier wollten die grapscher der Bloodhound Gang einst einen lebenden affen und möchtegern Hank Williams III wollte ein anderes mal, zusätzlich zum primaten, einen weißen hai. billiger gaben es da die hair-metal-rabauken Mötley Crüe, sie wünschten sich eine boa constrictor.
weniger mit tieren hat es hip-hop-loverboy Pharrell Williams. er wollte bauchtänzerinnen, welche ihm die wartezeit vertreiben sollten. "Weird Al" Yankovic brauchte hingegen bei seiner 2003er tournee zwei ausgebildete tänzmädchen, die gleichfalls auf der bühne einsetzbar waren. selbstverständlich wurde auch hinter der bühne das bein geschwungen. bodenständiger ist da schon die besatzung der hard-rock-dampfmaschine AC/DC. bei ihnen stehen mittlerweile sauerstofftanks ganz oben auf der liste. gleiches galt vor ein paar jahren noch für gevatter James Brown. die kehrseite hingegen stand bei den 2009 aufgelösten, alternativen jammer-rockern Live im fokus. sie bestanden auf einweg-abdeckungen für die klobrille, wogegen man bei superstar Madonna ohne neue, ungebrauchte toiletten keinen auftrag hat. funk-wicht Prince wiederum pocht auf mit plastikfolie abgedeckte speisen plus einer fachgerecht gesetzten vitamin b12 spritze, um sein wirres blutbild in ordnung zu halten.
so hat eben jede/r seine launen. die einen bestellen sich dies & jenes und rühren dann kaum etwas an, wogegen andere alles mitgehen lassen, was nicht niet- & nagelfest ist. manch eine/r dreht durch, wenn irgendetwas nicht paßt, doch der/die nächste weiß gar nicht mehr, was bestellt wurde. diese geben strikte anordnungen wie der backstage-bereich aussehen muß, jene wollen bloß ihre ruhe und ungestört sein. wobei die big player ohnehin die meiste zeit im hotel abhängen, kurz vor dem auftritt ankommen um anschließend gleich wieder im bademantel via limo oder gar hubschrauber zu verschwinden. da war dann das ganze tamtam für arsch & friederich.
turntable - 11. Mär, 16:20