Heldenverehrung

musiker/innen, die bereits länger im geschäft sind, haben natürlich auch schon demenstprechend longplayers veröffentlicht. manche von diesen waren vielversprechend, andere gut - eventuell sogar besser, genrebildend, meisterwerke, klassiker, enttäuschungen oder schlicht hundekot. wer kann denn immer gleichbleibende, unveränderte qualität abliefern? ein ding der unmöglichkeit! aber es muß ja nicht immer alles veröffentlicht werden, oder gar gekauft. außer man ist bedingungsloser verehrer/in und erwirbt möglicherweise den jeweiligen output, unabhängig vom künstlerischen wert, sogar in verschiedenen formaten wie editionen beziehungsweise immer dann, wenn gerade ein re-release anfällt. jede/r künstler/in hat eben ihre/seine hochphase, wo sie/er besonders kreativ ist und die qualität hält sowie im idealfall sogar steigert. dies ebbt unvermeidlich wieder ab, pendelt sich ein.
schließlich, bei gutem wind, wird der/die protagonist/in aufs neue entdeckt, der katalog gewürdigt und die aktuellen alterswerke werden von vielen seiten mit lob & extremen überhäuft. alles erstrahlt abermals hell, obwohl es unter dem blendenden schein möglicherweise bereits verrostet ist. für mich drängt sich dann immer die frage auf, wo denn jene, welche am lautesten zujubeln, die wirklichen meisterstücke des/der besagten einordnen? werke, die im extremfall einst eher lauwarm aufgenommen, verkannt, als selbstverständlich abgelegt oder aber verdient gefeiert wurden.
wenn jetzt zum beispiel Paul Weller sein im märz kommendes, von der gemeinde bereits sehnsüchtig erwartetes (obwohl er ohnehin nicht mit output geizt), neues album "sonik kicks" rausbringt, kassiert er als unterstützung wohl durch die bank 4 aus 5er oder 7 von 10er bewertungen. doch wo liegen dann The Jam lps wie "in the city" sowie "all mod cons" bzw. soloarbeiten im stil von "wild wood" oder "stanley road"? die müßten dann die punktetabelle sprengen. auch Kate Bush wurde für "50 words for snow" beklatscht, als gäbe es kein gestern. sie hingegen macht sich extrem rar und jede neuveröffentlichung wird als niederkunft gesehen. doch wo bleiben bei all der begeisterung "the kick inside" als auch "hounds of love"? das wäre dann eine eigene liga.
die relation stimmt hierbei nicht, die grenzen verschwimmen. empfinde das eher als abwertung der wahren perlen, denn einer aufwertung der gegenwart. es verdient jemand nicht mehr anerkennung weil er/sie älter und immer noch aktiv ist - sprich überlebensbonus. so etwas hat mit höchlichkeit, gerechtigkeit oder anerkennung nichts mehr zu tun, sondern ist eine verschiebung der geschmackslinien, ein paralleluniversum der wertigkeit. aber gewisse personen haben sich eben das standing einer institution erspielt, da bleibt die sachliche kritik auf der strecke, wird durch demut ersetzt, alle sind von den socken, der bock geht samt dem gärtner durch.
junges gemüse (bislang) grundlos zu hypen ist genauso abwegig, wie alte säcke, für ihrer selbst willen, mit vorschußlorbeeren bezüglich kommender leistung zu überschütten. zweifelsohne ist das ganze aber teil des spiels und ein schlechtes album ist schneller vergessen als ein gutes. jedoch, während man sich darüber noch gedanken macht, steht das next big thing bereits in den startlöchern und eine weitere alt-herren bzw. -damen revitalisierung auf dem spielplan.
turntable - 29. Jan, 18:20