Berufskrankheit

der einstige The Beatles schlagzeuger Ringo Starr, welcher nunmehr mit seiner All Starr Band hauptsächlich die eigene solo-vergangenheit zelebriert, derzeit europa betourt und heute sonntag in wien auftritt, hat einem österreichischen News magazine im interview mitgeteilt, daß er auch noch nach 50 berufsjahren unter lampenfieber leidet. dies beginnt vorab mit nervosität, steigert sich bis er am liebsten davonlaufen würde und ist vorbei sobald er das mikrophon in der hand hält.
nun, leichtes kribbeln in der magengegend hält einem ja lebendig, fördert die vedauung und schützt in gewisser weise vor routine, doch dachdecker/innen mit höhenangst, klaustrophobische kanalarbeiter oder sanitäter/innen, welche kein blut sehen können, sind irgendwie im falschen job. oder kann man sich eine/n vertreter/in vorstellen, die/der den kunden zur begrüßung vor die geschäftstüre reihert?
tja, Ringo´s ehemaliger bandkollege John Lennon würde in diese kategorie passen. er war vor allem in späteren jahren, als er nur mehr selten auftrat, ziemlich unsicher und ließ daher seinen mageninhalt regelmäßig in der garderobe. aber auch Paul McCartney gab einst in einem interview zu, er hätte am anfang der karriere sowie zu beginn seiner solo-laufbahn unter bühnenangst gelitten. bleibt nur mehr George Harrison und der hatte generell probleme mit großen menschenmengen.
The Band konnten gleichfalls ein lied davon singen bzw. benannten auch das dazugehörende, vom tourleben inspirierte, 70er album danach - "stage fright". sänger wie gitarrist Robbie Robertson hatte in dieser sache (manchmal) sogar einen hypnotiseur mit auf reisen. der mittlerweile verstorbene bassist Rick Danko, er sang das titellied, hatte ebenso leichte probleme und manche quellen behaupten, es drehte sich auch um den ehemaligen dienstgeber Bob Dylan, der, als er in der n.y. folk-szene neu auftauchte, ohnehin als schüchtern galt.
nächster fall, perückenfetischist Phil Spector, dieser tat seine ersten, gelungenen karriereschritte im kreise von The Teddy Bears. doch da er ebenso unter lampenfieber litt, konzentrierte er sich, nach deren baldigem ende, erfolgreich auf die studioarbeit, abseits der bühnen.
Elvis Presley bewegte in frühen jahren seine untere körperhälfte als hätte er schweres nervenzucken. dies soll gleichfalls eine nebenwirkung des besprochenen themas gewesen sein. denn angeblich schlotterten ihm derartig die knie, daß er versuchte jenes mit ausufernden bewegungen zu kaschieren. den mädels gefiels und so behielt er es bei. mit zunehmender leibesfülle wurde es immer schwieriger, aber da hatte er sicher schon irgendwelche pülverchen dagegen.
dieses (relativ) kleine problem, das eventuell mehr künstler/innen betrifft, als man annehmen möchte, hat bereits einen eigenen geschäftszweig geschaffen. da gibt es eigene trainings, tabletten, hypnose, betreuer/innen, kliniken, meditationsmaterial, seminare u.s.w. . hier ist mehr geld zu holen als vorstellbar. früher hat man solche marotten verdrängt, indem man sich entweder einfach auf die studioarbeit konzentriert hat und nur für wenige anlässe vor publikum aufgetreten ist, oder man hat sich mit alkohol, drogen oder beidem beruhigt.
mit ersterem probierte es auch Chan Marshall, freunden/innen interessanter stimmen besser bekannt als Cat Power. um ihrer unsicherheit frau zu werden, begann sie zu trinken. dies führte zu depressionen, welche in einem suizidversuch mündeten. mittlerweile soll sie ja wieder trocken sein, doch ob sie die anderen geister auch vertreiben konnte, ist nicht bekannt.
heute laufen die uhren ohnehin anders. shows sind das tägliche brot und exzesse werden nicht mehr so leicht toleriert. professionalität ist gefragt. da heißt es pobacken zusammenzwicken und durch.
turntable - 17. Jul, 12:18