Umwegrentabilität

schon damals, als man noch gebannt vor dem radio saß, um den beiträgen als auch der musik zu lauschen, weil es die pforte zu einer anderen welt darstellte, wurde von den machern/innen gerne & ausführlich versichert, daß man einen hit nicht programmieren kann. es wäre nicht möglich, irgendeinen beliebigen song auf dauerrotation zu schalten, bis die hörerschaft in die knie geht, kapituliert und ihn kauft. nun, die (musik-) geschichte hat da aber ganz anderes zu erzählen;
schon in den 50ern pushten legendäre radio-djs wie z.b. Dick Clark, Phil Lind oder auch Alan Freed, definitiv nicht uneigennützig, diverse musiker/innen bzw. deren interpretationen. aus dieser gebarung wurde vor gericht die straftat Payola.
andererseits gab es über die jahre immer wieder mal die situation, daß b-seiten von singles zu a-seiten (gemacht) wurden, weil hörfunkpersonal und infolge deren hörer/innen dies so wollten. so wurde Rod Stewart´s `71er auskopplung "reason to believe" mit der rückseite "maggie may" versehen, doch (vor allem) BBC Radio One bevorzugte den schlager über Rod´s alte liebe. Mercury Records gab nach, drehte das ganze um und die gute "maggie may" stürmte weltweit an die spitze. oder Elton John´s `74er hommage an Marilyn Monroe - "candle in the wind" - war den u.s. black music sendern zu klebrig, sie präferierten die flipside - "bennie and the jets". somit wurde für den amerikanischen markt dieser titel mit neuer b-seite wiederveröffentlicht.
es kam auch vor, daß album cuts von den stationen, mittels heavy rotation, zum 7-inch release gepreßt wurden. so geschehen im jahre `71 bei George Harrison´s "my sweet lord". nach unschlüssigem hin & her wollte George sein album "all things must pass" als ganzes gesehen haben, ohne auskopplung. ende `70 preschte das u.s. label, aufgestachelt durch massivem radioeinsatz, vor und brachte die spätere no. 1 auf den markt. somit wollte auch die u.k. gemeinde, sowie infolge der rest der welt, ihr recht. EMI schickte ein memo an Apple Records und Harrison blieb keine wahl mehr. ähnlich ging es beim lp-stück "top of the world" der Carpenters zu. bereits ein chartserfolg für die country-sängerin Lynn Anderson, wurde anschließend ebenso das original rauf & runter gespielt. daher ging das duo nochmals ins studio, überarbeitete das lied, veröffentlichte es und konnte eine weitere top-plazierung verbuchen.
auch via werbung gelang es mehrfach die hitparaden zu stürmen. sei es mit deren eigenkreationen wie Robin Beck´s "first time" beziehungsweise Kate Yanai´s "summer dreaming" gewesen oder mittels benutzung von bereits vorhandenem material, welches durch jingle-einsätze, von der ablage in die obersten chartsregionen geführt wurde. so wie dies z.b. eine jeansmarke mehrfach praktizierte.
auch am kleinen markt österreich schaffte ein telekomanbieter den bekanntheitsgrad der mittlerweile endgültig aufgelösten formation The Go-Betweens, durch verwendung ihres stücks "finding you" zu verhundertfachen. oder wie immer noch zu sehen & hören, hat ein noch größerer fisch aus dieser branche, im deutschsprachigem raum einen 2,5 jahre alten titel des australischen elektronik-duos Empire Of The Sun durch seine promotion an die spitzen gehievt.
generell könnte man jetzt meinen, qualität setze sich eben irgendwie durch. doch hat man sich nicht auch schon gewundert, was einem/r an diesem 0der jenem stück einst gefiel? wurde dem geneigten ohr vielleicht scheiße als hot shit vekauft? aber heutzutage sind die möglichkeiten jemanden zu überzeugen, was er/sie braucht, natürlich viel größer, es ist leichter etwas auf gedeih & verderb zu pushen. dies bedeutet aber auch mehr konkurrenz - welche wiederum gut fürs geschäft ist.
turntable - 30. Jan, 18:18