Kreativitätstheorie

Keith Richards erzählte gerne, daß er neben dem bett immer
ein kassettengerät hatte, sollte ihm im schlaf ergo rausch-
zustand eine musikalische idee kommen, konnte er sie sofort
aufnehmen, damit der einfall am nächsten tag nicht ver-
loren gewesen wäre. so hatte er auch mal nach dem auf-
wachen die eröffnungsakkorde zu "(i can´t get no) satis-
faction" am recorder - oder vielleicht verfing sich ja bloß
das band beim retourspielen und er dachte dies wär´s
gewesen. wie auch immer, gute songs bzw. die basis dafür,
passierten /passieren einfach. am reißbrett einen hit oder
eher einen einfach guten song entwerfen, das konnten &
können nur wenige,über einen begrenzten zeitraum.
man muß aber den beiden Rolling Stones songschreibern,
den selbsternannten The Glimmer Twins, die beiträge
anderer gruppenmitglieder wohl gerne miteinbauten,
jedoch sie nur ganz selten würdigten, schon zugute halten,
daß sie, als ihre karriere zu greifen begann und vom
manager Andrew Loog Oldham angehalten wurden eigene
lieder zu schreiben, dies auf druck sowie der aussicht auf
zusätzliche einnahmen auch taten bzw. vollbrachten.
zeitweise fast im akkord. mit dem einzug härterer drogen
verlangsamte sich das produktionstempo.
aber es gab auch leute wie Bacharach & David, Pomus &
Shuman oder Chinn & Chapman, die konnten wahrschein-
lich die energieabrechnung lesen und machten zwei hit-
paradenstürmer daraus - einen für strom, den anderen
vom gas. auch John & Paul schrieben anfangs ihre kom-
positionen wirklich gemeinsam, doch je mehr sie sich
voneinander entfernten, desto eigenständiger wurden sie.
es hieß dann trotzdem immer Lennon/McCartney, egal
wer den output verfaßt hatte. auch bei Jagger/Richards
spielte es sich ähnlich ab. jetzt könnte sich der/die gemeine
The Beatles verehrer/in wohl fragen, warum schlossen
George & Ringo nicht ebenso eine schreiballianz. nun,
erstens war Harrison eher zurückgezogen und zweitens
kam Starr nur alle schaltjahre mit einer melodie daher.
Bob Dylan, Donovan, Carole King, die hatten wiederum
schon einen song, wenn sie nur beim fenster rausguckten.
auf der anderen seite stolpern einige über einen einfall,
nehmen ihn auf, haben einen knüller an der hand und
das war es für den rest der laufbahn. schlag nach bei
Ralph McTell und seinen "streets of london", Don McLean
und dem "american pie" (haben alle schottische namen
und geizen mit den hits) oder Marc Cohn "walking in
memphis" und verirrte sich dabei. da kam nichts mehr
wirklich brauchbares nach. mit der eingebung auf kriegs-
fuß als auch fehlendes talent um bringer aus dem ärmel
zu schütteln, daraus werden one-hit-wonders gemacht.
aber immer noch besser ein knaller als gar keiner, denn
wenn jener dann auch noch auf ewig im radio gespielt
wird, auf compilations oder via film & fernsehen aufscheint
sowie hin & wieder gecovert wird, da kann man doch lebens-
lang brötchen davon kaufen.
eher düster sieht es aus, sofern man gerade mal einen treffer
landen konnte, den aber gar nicht selbst verfaßte. so ging es
Scott McKenzie auf dem weg nach "san francisco", Doctor And
The Medics beim "spirit in the sky" oder den Flying Lizards
und ihrer version von "money".
andererseits besser ein gassenhauer, wenn es sich auch um
fremdmaterial handelt, denn so kann man doch irgendwie
weiterwursteln, als gar nichts. so war es bei Judee Sill,
Syd Barrett (solo) sowie Karen Dalton. verkauften kaum,
chartplazierungen (wenn überhaupt) unter dem radar,
heute kult. natürlich muß man da vorab aber mal sterben
und eben verwertbares hinterlassen. so geht es zweifellos
auch. da muß jede/r selbst ausloten, wofür sie/er mehr
talent hat.
turntable - 24. Okt, 16:58