Live Classics Vol. 8

U2 - Live "Under A Blood Red Sky"
diese ende `83 erschienene mini lp wird, vor allem auf-
grund fast identer cover, gerne mit dem gleichnamigen
(damals) vhs-tape assoziert, welches zusätzlich noch mit
"U2 live at red rocks" untertitelt ist. der großteil der songs
des longplayers, 5 von 8, stammt aber von einem rock-
palast auftritt vom 20. august 1983. nur zwei lieder -
"gloria" sowie "party girl" - kommen aus dem repertoire,
das in der Red Rock naturarena nahe denver, colorado,
am 5. juni des selben jahres zum besten gegeben wurde.
dort aber war der himmel alles andere als "blood red",
denn es regnete den ganzen tag lang. ein weiterer titel -
"11 0´ clock tick tock" - wird noch von einer ein monat
früher gespielten show in boston beigesteuert. es handelt
sich um eine werkschau der tour zu ihrem wahrscheinlich
politischten als auch thematisch agressivsten studioalbum -
"war".
beim wieder-mal-durchhören dieses liveklassikers spürte
ich abermals, was mich einst an U2 begeisterte und ich
heute vermisse. natürlich kann man auch mit einer
gruppe mitwachsen, oder besser gesagt nebeneinander
herleben, wie es einem/r beliebt, aber hier lauscht man
einer band auf dem weg nach oben und da kann man sich
alle konzerte der aktuellen tour geben, man wird immer
nur einer band in der entgegengesetzten richtung begegnen.
genauer gesagt gibt Larry Mullen Jr. hierbei den rhythmus
vor, als wäre er ein armeetrommler, Adam Clayton feuert
seine bassläufe dem publikum voll in die eingeweide, David
"The Edge" Evans läßt die gitarre zeitweise aufheulen, wie
ein wal der `ne braut sucht und Paul "Bono" Hewson´s
stimme klingt frisch, kraftvoll, ehrgeizig, fesselnd, noch
nicht vom jet-set-leben zerfressen und er ist einfach rock-
sänger, kein messias in allen gassen. der sound einer clique
mit visionen, die nach größerem giert und dafür bereit ist
die stufen zu nehmen, anstatt mit dem fahrstuhl ins pent-
house hochzufahren. aus einer zeit, als es noch rein um die
musik ging, nicht um schnick-schnack. ein vierer, der, zu-
mindest in musikalischer hinsicht, eine revolution auslösen
wollte und nicht bei den politikern hinten rausguckte.
wenn man die augen schließt, fühlt man die band förmlich,
rauh, wild, jung, ungestüm, roh. man befürchtet, daß sie
einem/r ins gesicht springen, instinktiv zuckt man zurück.
vom bereits erwähnten "gloria" über "sunday bloody sun-
day" bis zum beruhigenden ausklang mit "40", wird einfach
auf teufel-komm-raus abgerockt, als gäbe es kein nächstes
konzert - so hat man zumindest das gefühl, aber vielleicht
war dies ja auch nur showbusiness?
das quartett formierte sich 1977 in dublin und machte
ab 1978 unter dem markennamen U2 programm. agieren
immer noch in originalbesetzung und nie drang ein streit
an die öffentlichkeit. eigentlich aus dem alternativen eck
kommend, doch über die jahre zu rockdinosauriern mutiert.
jenes werk und die zu beginn angeführte visuelle veröffent-
lichung, welche aus marketinggründen in den staaten auf-
genommen wurde, unterstützten infolge den durchbruch
ebendort. dies wiederum, sowie der damalige erfolg von
gruppen wie Replacements, REM oder auch Hüsker Dü,
war ein startschuß für den rock-underground, ein beweis
daß man es schaffen kann.
turntable - 29. Aug, 16:58