Zappelig

The Strokes sänger Julian Casablancas sagte vor einigen
wochen in rahmen eines interviews, daß ein album vom
anfang bis zum ende durchzuhören, eigentlich nicht
seinem geschmack entspräche. er bevorzuge einzelne
songs.
nun, da argumentiert er seiner generation und den nach-
gefolgten sicher aus der seele und ich will ihm hierbei nicht
unbedingt widersprechen, einer meinung sind wir aber
trotzdem nicht.
wenn ein longplayer im ganzen nicht hörbar ist, dann ist
er auch nicht kaufbar - zumindest nicht zum vollpreis.
bleibt doch sitzen auf euren drei-bis-vier-guten-lieder-alben
plus füllmaterial. jedoch ein werk, welches einen beginn
und ein ende sowie in der mitte etwas zu "erzählen" hat,
ein stück mit "hand & fuß", das kann man sich auch durch-
hören, da will man gar nichts davon verpassen und die
damit verbrachte zeit ist es einem/r auch nicht leid.
bei einem roman liest man ja auch nicht nur einzelne
kapitel, oder bei einer dvd guckt keine/r nur ausgewählte
szenen. im gegenteil, da möchte man, bei einem streifen
der es wirklich wert ist, die geschnittenen szenen auch
noch eingefügt haben und nicht anschließend zum hinter-
herbetrachten.
das gesamtwerk als solches ist interessant bzw. wenn man
ein paar teile der musik hört, will man den rest auch ken-
nenlernen - um das "bild" zu vervollständigen. bei platten
wie "creeping up on jesus" von The Big Dish, "copperhead
road" von Steve Earle, Erma Franklin´s "soul sister",
Quireboys´ "a bit of what you fancy" oder auch "the ablist"
von Rob Swift - um nur ein paar zu nennen - da möchte ich
auf keinen track verzichten.
gut, dies waren jetzt vielleicht nicht jene longplayer, die
jede/r zu hause rumliegen hat, doch auch klassiker wie
John Coltrane´s "a love supreme", "pearl" von Janis Joplin
als auch "murmur" von REM, kennt Julian Casablancas
von a - z scheinbar nur vom hörensagen.
das heißt aber jetzt nicht, daß man sich jeden einzelnen
song davon auf ein mix-tape aufnimmt, auf compilation-
cds brennt oder auf den mp3-player lädt, aber dies sind
ja zwei paar schuhe. wer ausschließlich diese art des musik-
genusses wählt, die/der zappt wahrscheinlich auch per-
manent zwischen den fernsehsendern hin & her und sieht
sich kaum einen film oder beitrag vollständig an. von
überall etwas, doch nichts zur gänze - kann am ende noch
etwas getrennt werden oder verschmiltzt alles in sich?
nebenbei bleibt auch noch die frage offen, wieso Julian
Casablancas letztes jahr ein soloalbum auf den markt warf
und nicht nur eine ep, oder noch besser eine art "under the
influence" zusammenstellung?
turntable - 15. Aug, 22:19