Generationskonflikt

also manchmal passieren dinge, unglaublich!
wie neulich beim vielumjubelten konzert der wieder aufer-
standenen indie-heroen Pavement, die sich, anscheinend
aus knausrigkeit, keinen support-act leisten wollten,
sondern einen "schlumpf" engagierten, der vorab seine
mp3s zum besten gibt - erinnert mich irgendwie an einen
schuß ins eigene knie.
während ich also im verlauf dieser zweifelhaften darbietung
so durch die lokalität streune, entdecke ich ein an die wand
geklebtes konzertplakat, welches einen kommenden Bob
Dylan auftritt bewirbt. dieses wird von mir sofort für die
demontage am ende der veranstaltung registriert. einzige
voraussehbare gefahr, daß eine(r) aus der zahlreich er-
schienenen alternative-rock-jugend mit dem stiefel über
die abgebildete visage des meisters radiert.
während später die band auf der bühne, auch nach mehr-
eren zugaben, immer noch abgefeiert wird, mache ich mich
auf den weg zum objekt meiner begierde, dabei überlegend,
ob ich nicht das gleich daneben plazierte Leonard Cohen
poster auch mitabstauben soll.
am ziel angekommen, sehe ich zwei junge indie-ladies um
meine erhoffte beute tänzeln, hierbei abwechselnd das Dylan
promoplakat immer leicht vom hintergrund lösend. dann
nicken sie sich zu, die eine nimmt es runter, beide falten es,
die andere läßt es in der tasche verschwinden, abgeklatscht
und fertig. daneben stehe ich mit offenem mund.
die waren noch keine achtzehn, wenn überhaupt sechzehn,
was machen die mit Bobby? The Strokes, The Maccabees
oder The Drums, okay, aber wollen die mädels den alten
knacker daheim an ihre zimmerwand nageln? neben Pete
Doherty, MIA und vielleicht Shia LaBeauf - oder war dies
bereits das vatertagsgeschenk für daddy?
in erkenntnis, daß die jugend von heute eben anders ist als
zu meiner zeit, brauche ich den ollen Leonard auch nicht
mehr. gibt sicher noch genug interessierte teenies.
turntable - 30. Mai, 18:56