Marktschreierisch

wenn man heutzutage artikel über neue musiker/innen
liest, die eine jüngere leserschicht ansprechen sollen, dann
erfährt man, daß die/der beschriebene so und so viele klicks
auf YouTube vorzuweisen hat, ihr/sein MySpace oder Face-
book account weiß-ich-wie-oft aufgerufen wurde oder in
dieser bzw. jener castingshow gut abgeschnitten hat.
da beginnt man sich zu fragen, wie tief die latte gelegt
werden muß, damit der nachwuchs drüber kommt,
beziehungsweise sich verkaufen läßt?
also ich bin keiner von denen, die behaupten in den 50ern,
60ern, 70ern als plötzlich auch den 80ern, wurde noch
ordentliche musik gemacht, aber heute ist alles zum ver-
gessen, ohne substanz, nur weil sich das gehirn der/des
kritisierenden am ende des jeweiligen jahrzehnts verab-
schiedet hat. aber früher gab es definitiv noch werte, da
mußte man sich noch mit "handarbeit" hochkämpfen, mit
dem demo unter dem arm "klinken putzen", unzählige
konzerte spielen, das vorprogramm machen, sich den fans
persönlich widmen usw. .
nur weil jemand ein viedeo online stellt, in dem er in eine
bierdose pinkelt, dieses von genügend leuten aufgerufen
wird, bekommt er wohl keinen vertrag mit einer brauerei.
wenn sein selbstgezimmertes musikfilmchen aber von
genug "freunden" geklickt wird, hat er eventuell chancen
auf einen plattenvertrag. falls sie/er in einer fernsehshow
ein paar coverversionen passabel rüberbringt, ebenso.
demnächst wird es noch jemanden angerechnet, daß sie/er
ihre/seine letzte komposition 100-mal omama vorspielte.
natürlich gibt es die oft genug zitierten acts, welche es mit
hilfe des internets nach oben geschafft haben, doch seiten-
aufrufe waren nicht alles, was sie vorzuweisen hatten. die
spielten jede menge konzerte, brachten ihre musik via
merchandisestand oder download unters volk, stellten
unter persönlichem einsatz eine loyale fanbasis auf und
erregten infolge für aufsehen. aber dies nahm eine gewisse
zeit in anspruch, das eisen wurde sorgsam geschmiedet,
daher haben diese formationen substanz.
es wird auch heute noch genügend gute musik produziert,
die solch billige marktschreierei nicht nötig hat. frau/mann
muß sich nur die mühe machen sie zu suchen und nicht
jeden (tanz-) bären bejubeln, den gewisse kräfte versuchen
uns aufzubinden.
turntable - 9. Mai, 23:36