Totes Kapital

im idealfall werden künstler(innen) durch ihr schaffen
unsterblich. kurz nach dem leiblichen tod der/des besagten,
laufen alle in die läden um sich zumindest noch ein "best
of" zu kaufen oder gleich via computer abzuspeichern, ob-
wohl während der letzten lebensjahre kein(e) hahn/henne
mehr nach ihnen krähte.
so war Michael Jackson einst nur mehr in der hitparade
der schuldner vorne, doch seine hinterbliebenen unter-
zeichneten einen monstermäßigen verwertungsvertrag,
der jede menge kohle reinspült, damit die plattenfirma
auch noch den letzten furz des "moonwalkers" mit musik
unterlegen kann. oder Falco´s unveröffentlichte songs,
die hätte er selbst wohl nicht mal seinen feinden zum
geburtstag vorgesungen, er sah schon keine zukunft für
jene die er rausbringen wollte, doch heute verkauft sein
nachlaß von diesem abfall mehr einheiten als der "falke"
damals vom verkannten lp-juwel "junge roemer". auch
der estate von Elvis Presley hat seit seinem tode mehr
geld umgesetzt, als der "king" je in der lage gewesen wäre
niederzuschreiben.
desgleichen erinnert man sich in späteren jahren, jahr-
zehnten immer wieder gerne an verblichene idole. dafür
sorgt schon ein ganzer stamm an parasiten, welche die
kuh immer noch melken, selbst wenn keine milch mehr
im euter ist. manchmal sind von-uns-gegangene posthum
berühmter als zu lebzeiten.
Nick Drake oder Elliot Smith nahmen sich aufgrund von
erfolglosigkeit das leben, heute werden sie verehrt und
Jeff Buckley hat die depression von seinem vater Tim
geerbt, beide sind daran zerbrochen, nur um nun ungleich
angesehener zu sein, als während ihrer schaffensperiode.
andere (untote) wiederum sind selbstläufer. ob The Beatles,
The Doors oder Led Zeppelin, keine dieser formationen war
viel länger als zehn jahre aktiv, doch sind sie seit dekaden
aus der musikgeschichte nicht mehr wegzudenken bzw.
immer noch einfluß für nachrückende musiker(innen)
und die kasse klingelt viel lauter als bei vielen aktiven.
es gibt natürlich auch jene, die nicht totzukriegen sind.
Alanis Morissette zum beispiel, das ein-album-wunder
katapultierte sich mitte der 90er mit dem gefühlsausbruch
"jagged little pill" von 0 auf 100 und infolge wieder retour.
jeder neue longplayer ist ein stück reputation weniger.
oder Mark Knopfler - über die Dire Straits kann man nichts
schlechtes schreiben, außer daß sie sich etwas früher auf-
lösen hätten sollen, am besten nach "brothers in arms",
doch seine soloalben sind eher für leute, die älter sind als
er. nicht zu vergessen New Model Army, die 80er protest-
rocker um die singende zahnlücke Justin Sullivan, der
als einziger über all die jahre dabei war, touren immer
noch landauf/landab und bringen alle zeiten mal ein
album raus, an das sich 14 tage später keine(r) mehr
erinnern kann.
wenn dies so weitergeht, werden die labels bald nur mehr
verstorbene verpflichten, denn hierbei ist noch etwas
zu verdienen.
turntable - 25. Apr, 17:52