Beziehungskram

also das verhältnis künstler(in) zu plattenfirma, ähnelt ja
irgendwie einer zwischenmenschlichen beziehung. meist
stürzt man sich hals über kopf in eine partnerschaft, oft
unter überhöhten erwartungen und läuft somit gefahr
böse zu erwachen.
das label erwartet sich, daß der/die musiker(in) groß raus-
kommt oder zumindest immer mehr leute anspricht und
dadurch die kosten einspielt bzw. der firma zu gewinn ver-
hilft. der act ist froh seine bestrebungen auf größerer platt-
form verwirklichen zu können und erwartet sich unter-
stützung sowie förderung. also beide parteien rechnen sich,
mehr oder weniger, eine verbeserung ihrer situation aus.
niemand unterschreibt um als sklave weiterzuwerken,
keiner wird als abschreibposten gesigned.
trotzdem endet das ganze des öfteren in unzufriedenheit.
wenn keine basis mehr vorhanden ist, dann geht man
für gewöhnlich getrennte wege. jedoch bleiben die
ansprüche auf die eingespielte musik meist aus vertrags-
gründen bei der record company, beim management,
verlag oder sonstigen halsabschneidern. auch weil veträge
mit sternen in den augen unterschrieben werden. die
rechteinhaber versuchen dann, soweit möglich, das im
besitz befindliche material in form von wiederveröffent-
lichungen, gewinnbringend auszuschlachten.
genau dies stört gelegentlich die/den schaffende(n), da
sie/er sich mit den alten hüten nicht mehr identifizieren
kann/will, dem gewesenen partner das geschäft nicht
gönnt (obwohl man selbst auch damit verdient) oder
negative auswirkungen auf kommende, eigene projekte
befürchtet.
diese differenzen sind so alt wie die tonträger selbst.
so stehen die Rolling Stones seit den 70ern, jedem release
ihres 60er jahre outputs kritisch gegenüber, da die rechte
dafür ihr ehemaliger manager Allen Klein besitzt. dieser
war noch nie um eine veröffentlichung verlegen. mehr
als nur kritisch waren ende der 80er The Stone Roses,
als ihre karriere durchstartete, das label FM Revolver
am erfolg mitnaschen wollte und eine frühe 7-inch sowie
ep neu herausbrachte. die band wurde in den geschäfts-
räumen persönlich vorstellig, verwüstete das büro und
bedrohte den inhaber und seine freundin.
auch der miesepetrige Morrissey hadert immer wieder
mit der resteverwertung seiner ex-vertragspartner. so
auch dieses jahr. zuerst kritisierte er die singlesbox,
welche seine solokarriere bei der EMI umfaßte, hatte
aber kurz darauf eine zusammenstellung namens
"swords" am markt, die den b-seiten-output ab `04, im
rahmen der mittlerweile terminierten beziehung mit
Universal dokumentierte - angeblich von ihm selbst
selektiert. nun beanstandet er via web ebendiesen long-
player. laut seinem empfinden, sei er überteuert und
schlecht vertrieben. er ging davon aus, daß der ton-
träger zu einem günstigen preis angeboten werden
würde. Morrissey dürfte den ganzen ärger aber vorab
geahnt haben, guckt er doch vom cover als würden
ihm die hämorrhoiden jucken.
nun hält der schwierige zeitgenosse nach einem schmerz-
freien deal ausschau. nachfrage ist aber momentan noch
nicht vorhanden.
turntable - 20. Dez, 16:59