Kundenfreundlich

"wir gehen einfach auf tour und spielen den leuten vor, was
sie hören wollen. ohne ihnen ein halbes dutzend songs vor-
zusetzen, welche sie nicht kennen bzw. eventuell gar nicht
hören wollen."
dies oder ähnliches bekommt man immer öfter von musi-
kern zu hören, die ihre beste zeit längst hinter sich gelassen
haben. für eine reunion oder greatest hits konzertserie aber
immer noch gut sind. der tantiemenfluß auf die konten wird
immer enger, der tonträgermarkt schrumpft weiter, somit
kann der großteil der künstler von der x-ten auflage der
alten karamellen auch nur bescheiden leben. im "besten
fall" wurden die rechte an der eigenen musik einst um ein
butterbrot an andere parteien überschrieben. das geld für
die wenigen bezahlten downloads versickert in den weiten
des internets oder auf den konten der plattenfirmen.
wer sich die damals dicke kohle in ihren/seinen besten zeiten
durch die nasenflügel gezogen hat, steht heute verhältnis-
mäßig arm da, denn der goldesel hat sich umgedreht und
grinst der alten bande ins gesicht.
ein neues album würde in summe wahrscheinlich mehr
kosten als es bringt und die kreativität ist ausgezogen -
adresse unbekannt. somit spielt man nun landauf / land-
ab die sogenannten crowdpleaser - als wenn das publikum
früher andere wünsche gehabt hätte. damals aber konnten
die protagonisten angeblich selbst den einen oder anderen
erfolgstitel (verständlicherweise) nicht mehr hören, doch
plötzlich ist der kunde könig und sie königin. wenn sich
jedoch manche die Rolling Stones zum zehnten mal live
geben und immer noch "satisfaction" hören wollen, kann
ihnen ohnehin nicht mehr geholfen werden. andererseits
zahlen sie ja den preis für die überhöhten tickets, welche
den ausfall an tonträgerverkäufen wettmachen sollen.
dies erinnert mich, daß David Bowie, als die 80er in den
letzten zügen lagen, die fans (zumindest im u.k.) über
das programm seiner "sound and vision" betitelten, best
of tour abstimmen ließ. die lieder mit den meisten votes
wollte er spielen. die englische musikpresse forderte ihre
leser auf, "the laughing gnome", einer seiner frühen songs
aus der orientierungslosen phase, zu wählen. der macht,
den diese publikationen einst und teilweise heute noch
haben entsprechend, kann ich mir vorstellen, daß es
dieser titel in die wertung geschafft hatte. doch David
gab ihn nicht zum besten. vielleicht aber war das ganze
tamtam nur promotion.
es hätte damals allerdings spaßhalber die single re-released
werden können. heute wäre wohl nur mit einem gratis-
download zu punkten. wogegen eine abermalige konzert-
reihe unter ähnlichen bedingungen, wohl ein gewaltiger
erfolg wäre. doch Bowie ist einer jener, die es nur bedingt
nötig haben und auch gesundheitlich nicht mehr in der
lage, sich auf solche strapazen einzulassen.
vergangene woche aber traten die jungen indierocker
Young Knives, zum 5. geburtstag ihres labels in london
auf und sammelten vorab per website vorschläge, für
teile der programmgestaltung. auch schnüren sich
bereits wieder jede menge anderer kalíber die stiefel,
dieses system wäre sicher eine zugkräftige propaganda.
turntable - 27. Sep, 19:24