Namhaft

kürzlich wurde die zweijährlich stattfindende Biennale Di
Venezia, eine kunstausstellung, welche sich heuer zum drei-
undfünfzigsten mal jährt, eröffnet. seit 1970 wird dabei
unregelmäßig ein Goldener Bär für das lebenswerk eines
künstlers vergeben. vergangene preisträger sind unter
anderen Orson Welles, Charles Chaplin, Clint Eastwood
oder Ennio Morricone. die diesjährige war YOKO ONO.
sie wurde als schlüsselfigur der nachkriegskunst, sowie
für die pionierarbeit auf dem gebiet der performance-
und konzeptkunst ausgezeichnet.
YOKO hatte bereits mehrmals im rahmen der Biennale
werke ausgestellt. am spektakulärsten 2002, als sie ein-
hundert särge, die jeweils einen kleinen olivenbaum als
symbol des friedens trugen, betitelt "face it", zur schau
stellte.
die preisträgerin hatte sich bereits in den frühen 60ern
in new york, via performance- sowie improvisationskreisen,
etabliert. sie ging mitte des jahrzehnts nach london und
wie das schicksal es wollte, traf sie am 9. nov. 1966 in
einer lokalen kunstgalerie, die eine ihrer ausstellungen
zeigte, auf John Lennon. infolge beschritten die beiden
von `68 - `80 gemeinsame wege.
dazwischen lagen eine hochzeit in gibraltar, bed-ins, sieben
gemeinsame alben (vom 68er "two virgins" bis zum post-
humen 84er "milk and honey"), bagism-events, konzerte
plus filme, drogenräusche, friedensaktivismus, urschrei-
therapien, trennung (lost weekend) sowie wiedervereini-
gung, ein sohn und schlußendlich das ende der beziehung,
durch den gewaltsamen tod des ex-Beatle, am 8. dez. 1980.
die witwe Lennon hatte bereits während der gemeinsamen
tage, musik unter eigenem namen veröffentlicht. "plastic
ono band" (gegenstück zu John´s gleichnamiger lp) oder
"approximately infinite universe", setzte ihr tonkünstler-
isches schaffen nach seinem ableben fort - "season of glass",
"yes, i´m a witch" - brachte diese woche eine 4-track-ep
"don´t stop me" in die downloadshops und wird im herbst
ihren nächsten longplayer "my head and the sky" veröf-
fentlichen. doch ihre musik war dann am erfolgreichsten,
wenn sie von anderen remixed wurde bzw. sorgte am
meisten mit prominenten mitspielern für aufregung.
nun für ihr musikalisches lebenswerk wurde sie (berech-
tigterweise) nicht ausgezeichnet. auch ihr restliches
kunstschaffen ist zwar ideenreich, teilweise originell
sowie avantgardistisch, doch die frage nach anspruch
der ehrung bleibt ebenso spekulativ, wie ob sie es ohne
Lennon als mäzen, partner, kooperator überhaupt bis
zur Biennale geschafft hätte. denn auch diese festivals
schmücken sich gerne mit großen namen.
den globalen status der wiedererkennung erreichte sie
hauptsächlich durch die gemeinsamen tage mit John
Lennon beziehungsweise der verbreiteten annahme, sie
hätte The Beatles terminiert.
das ganze hat auf jeden fall etwas avantgardistisches.
turntable - 14. Jun, 23:09