Perlentaucher Nr. 6

künstler: GEORGE BRIGMAN
album: jungle rot
in der musikszene amerikas mitte der siebziger, machte
disco gerade den wandel von underground zu mainstream
durch und als die zukunft des rock wurde ein singer/song-
writer aus new jersey namens Bruce Springsteen propagiert.
der autodidakte gitarrist und sänger GEORGE BRIGMAN aus
baltimore, inspiriert im generellen vom british blues boom und
im speziellen von Tony McPhee und seinen Groundhogs, ge-
hörte eher zur no-future-generation. er schrieb bereits im alter
von 18 jahren songs und nahm sie zu hause auf. kurz darauf
ging er mit den freunden Jeff Barrett und Ron Collier in ein
lokales studio und sie spielten innerhalb kürzester zeit das album
"jungle rot" ein.
da ohnehin keine plattenfirma daran interesse hatte, gründete er
mit seinen spärlichen mitteln auch gleich ein label (solid records)
und brachte im oktober 1975 sein werk als artikel SR-001in einer
anzahl von 1000 stück auf den markt.
ein psychadelic-garage-blues-rock-gemisch mit "schmutzigen"
gitarrenriffs und gezieltem einsatz von effektpedalen. der sound
ist roh, dreckig, teilweise auch düster, oft an die frühen Stooges
erinnernd.
das cover reflektiert die atmosphäre des longplayers. zerschlagene
scheiben, ausgehängte fenster, abgeschlagene ziegel, zersplittertes
holz und gebrochener verputz. abbruchidylle im industrieviertel.
keine presse, kein fernsehen sowie kein radio interessierten sich
für diesen sound aus der gosse. die miniauflage konnte nicht zur
gänze an frau oder mann gebracht werden, keine nachpressung
war notwendig. doch BRIGMAN wollte einfach musik machen,
probierte es nun mit gründung der band Hogwash und kurz
danach mit Split. beide formationen waren ebenso erfolglos,
was schließlich zu differenzen mit den mitmusikern führte.
als Split bassist Mitchell Myers in den frühen 80ern ermordet
wurde, kehrte GEORGE BRIGMAN der musikwelt demotiviert
den rücken.
nachdem seine raren aufnahmen wertmäßig durch die decke
gingen wurden sie neu aufgelegt und in diesem sog erschien
heuer ein neues album von GEORGE namens "rags in skull".
gut ding braucht weile.
turntable - 27. Jul, 21:05